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Zu viel Rehwild
im Stadtgebiet

WESTFALEN-BLATT-Serie: Folge 20

Bielefeld (gge). Volker Brekenkamp ist als Abteilungsleiter Forsten beim Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld für rund 1850 Hektar Stadt- und 300 Hektar Stadtwerke-Wald zuständig. Für das WESTFALEN-BLATT hat der 54-jährige Diplom-Forstingenieur und Leiter des Tierparks Olderdissen die Geschichte des Bielefelder Stadtwaldes auch unter Berücksichtigung der Hege und Pflege des heimischen Wildes zur Serie »Wald und Wild in Bielefeld« aufgearbeitet.

Der früher bestehende Dissens zwischen den Zielen der Forstwirtschaft und denen des Naturschutzes wird durch die naturnahe Waldwirtschaft weitestgehend abgebaut. Neben den veränderten Waldbaumethoden ist an eine Erhaltung und Verbesserung von Waldbiotopen, aber auch an den Schutz einzelner Arten der Tier- und Pflanzenwelt zu denken. Hier ist das Vorgehen völlig auf die Erfordernisse der Biotoppflege und des Einzelschutzes auszurichten. So sollten Einzelbäume oder auch Baumgruppen über die Umtriebszeit hinaus erhalten bleiben und später als Totholz im Wald belassen werden.
Waldränder sind gezielt zu entwickeln. Sie sollten aus den für den Naturraum typischen Kraut-, Strauch- und Baumarten zusammengesetzt sein. Historische Waldnutzungsformen wie die Niederwaldbewirtschaftung im Brackweder Stadtwald sind fortzuführen beziehungsweise zu erneuern. Ausweisungen zum Naturwald (Kahler Berg) sind auch auf einigen anderen städtischen Waldflächen denkbar. Eine ökosystemverträgliche Waldbewirtschaftung verlangt aber auch eine ökosystemverträgliche Wildbewirtschaftung. So sind die Wildbestände im angemessenen Umfang als Teil der Waldlebensgemeinschaft zu hegen. Die Entwicklung des ökologischen Waldbaus darf aber nicht durch überhöhte Wildbestände gefährdet werden. Es gilt, die zu hohe Rehwildpopulation im Stadtbereich zu senken.
Die Durchführung eines ökologisch ausgerichteten Waldbaus ist langfristig ökologisch wie ökonomisch der konventionellen Methode weit überlegen, was sich in allen Waldfunktionen, insbesondere in der hier so wichtigen Erholungsfunktion ausdrückt. Die einstige Vorstellung von einem periodischen Generationswechsel, wie ihn der Altersklassenwald bedingt, wird durch die Betrachtung des Waldes als dauernde, sich ständig wandelnde und erneuernde Lebensgemeinschaft abgelöst.
Die 21. Folge unserer Serie lesen Sie Freitag, 13. Oktober.

Artikel vom 10.10.2006