07.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erstes Pflegeheim wird
durch Hospiz ergänzt

AWO: Müllerburg modellhaft für die Sterbebegleitung

Von Dietmar Kemper
Oerlinghausen (WB). Erstmals wird in Nordrhein-Westfalen ein Pflegeheim mit einem Hospizbereich ausgestattet. Im Seniorenzentrum Müllerburg der Arbeiterwohlfahrt in Oerlinghausen (Kreis Lippe) können sieben Sterbende künftig in einer hellen und freundlichen Atmosphäre ihre letzten Wochen verbringen.

»Zwei Zimmer sind bereits fertig«, sagte die Leiterin der Müllerburg, Helga Geishecker, dieser Zeitung. Die Räume sind hellgelb und terrakottafarben gestrichen, mit Fernseher und Musikanlage ausgestattet und bieten genügend Platz für persönliche Dinge. Entwickelt hat das Projekt, das als modellhaft gilt, die Elfriede-Eilers-Stiftung in Bielefeld. Aus dem Stiftungskapital werden etwa 30 000 Euro für das neue Konzept zur Sterbebegleitung bereitgestellt.
Die nach der langjährigen Bielefelder SPD-Bundestagsabgeordneten Elfriede Eilers benannte Stiftung möchte die Erfahrungen in der Müllerburg für die Arbeit in den acht anderen Seniorenzentren der AWO in Ostwestfalen-Lippe nutzen. Im Regierungsbezirk Detmold gibt es bislang nur externe Hospize. »Die Sterbenden in Oerlinghausen müssen nicht umziehen, sich nicht an fremdes Personal und eine neue Umgebung gewöhnen«, betonte Elfriede Eilers (85). Mit Hilfe von Honorarkräften wie Ärzten und Psychologen sollten die Mitarbeiter der Müllerburg weitergebildet werden. Neben den »Wohnzimmern« für die Todkranken ist mindestens ein Raum geplant, in dem Angehörige übernachten können.
In die Pflegeheime kämen verstärkt Menschen aus Krankenhäusern, bei denen absehbar sei, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben haben, sagte Müllerburg-Leiterin Geishecker. In der Einrichtung in Oerlinghausen mit 83 Plätzen starben im vergangenen Jahr 43 Menschen. Sterbebegleitung bilde ohnehin einen Hauptauftrag der Mitarbeiter, sagte Geishecker. Sie strebt die Zusammenarbeit mit Kliniken und niedergelassenen Ärzten an, »denn mit Intensivmedizin wären wir hier überfordert«. Deshalb wolle die Müllerburg auch »nicht in Konkurrenz zu Hospizen treten«. Um auf das neue Angebot in Oerlinghausen hinzuweisen, werden in Arztpraxen und Krankenhäusern Broschüren verteilt.

Artikel vom 07.08.2006