15.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Voll auf Kurs für
die Weltmeisterschaft

DHB-Vizepräsident Bredemeier gibt Entwarnung

Von Volker Krusche
und Oliver Kreth
Minden (WB). Seine Residenz ist die »Kaiservilla« in Minden. Er findet die Unterbringung feudal, aber sie war günstig. Vor hier managt Horst Bredemeier GWD Minden, geht seinem Amt als Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) nach und kümmert sich um seine Firma.

Immer mehr in den Fokus rückt jetzt der Job beim DHB. Schließlich findet vom 19. Januar bis 4. Februar in Deutschland »die größte WM aller Zeiten« (Bredemeier) statt. Und es gibt noch viel zu tun. Auch in Sachen Bekanntheitsgrad.
So wussten im Mai nur fünf Prozent der Deutschen, dass die WM gespielt wird. Bredemeier findet diese Zahl nicht alarmierend: »Zu dem Zeitpunkt hatten wir das Turnier nur bei unseren 800 000 Mitgliedern beworben. Und hatten dennoch schon 90 000 Tickets verkauft. Wir steigen jetzt richtig ins Marketing ein. Experten haben uns gesagt: Kein Euro in die Werbung vor der Fußball-WM. Mittlerweile sind wir bei elf Prozent und haben mehr als 135 000 Karten verkauft.«
Der Ex-Bundestrainer hat eine klare Zielvorgabe: 70 bis 80 Prozent soll der Bekanntheitsgrad vor dem Auftakt in der Max-Schmeling-Halle betragen. Beim Kartenverkauf sollten es 250 000 sein, 300 000 wären »phänomenal. Und wir liegen voll im Plan«. Nur in Wetzlar und Bremen sieht Bredemeier noch Handlungsbedarf, »doch wir starten ja jetzt erst mit unseren Aktionen, die wir schon lange geplant hatten, und die wir nicht auf aktuellen Druck von Sponsoren erst jetzt veranlasst haben.«
Vom Bundesliga-Start an wird in den 18 Erstliga-Hallen geworben, auf dem Parkett, mit Ständen, beim Supercup, bei Länderspielen und mit einer Roadshow, die bei den beiden großen Sponsoren zunächst keinen Anklang fand. Positiv für die Vermarktung sieht der DHB-Leistungssport-Boss auch die Verteilung der Vorrundengruppen.
Auch die Kritik an der erstmals öffentlichen Auslosung kann der Mindener nur bedingt nachvollziehen. Er räumt zwar Mängel in der Moderation und bei der Technik ein, »aber wir hatten vier Welthandballer und die kompletten Handball-Größen aus BRD und DDR da. Aber besser eine schlechte als gar keine Nachricht. Dadurch hatten wir sicher mehr Platz in den Medien, als wenn alles glatt gelaufen wäre«. 95 Prozent der Eingeladenen seien gekommen, und Spaß hätten die auch gehabt: »Fragen Sie mal Gerhard Weber. Der hat sich blendend mit dem argentinischen Botschafter unterhalten.« Kritik an der IHF, dem internationalen Handball-Verband, lässt Bredemeier nicht gelten: »Das ist eine gemeinsame Veranstaltung von IHF und uns.«
Ein weitere wichtige Entscheidung scheint auch gefallen zu sein: die TV-Übertragung. Bredemeier: »Die Rechte liegen bei Sportfive. Meine Information ist, dass Sport A überträgt, das Eröffnungsspiel das ZDF, das Endspiel die ARD, die deutschen Spiele in ARD und ZDF. Der Sendeplan sieht es vor, dass das Team von Heiner Brand am frühen Abend, also um 17.15 Uhr, spielen wird.« Offiziell kann das aber nur die IHF bekannt geben, denn »auch wenn wir die WM haben: Wir dürfen nur die Karten verkaufen, die Rechte für Sponsoring und TV-Rechte liegen bei der IHF«. Erstmalig haben die DHB-Verantwortlichen aber einen Vertrag abgeschlossen, der sie an der erfolgreichen Sponsorensuche prozentual beteiligt.
Ganz wichtig bei allen Überlegungen ist das große Ziel, schwarze Zahlen zu schreiben. Denn der Horror der Frauen-WM 1997, die »trotz ausverkaufter Hallen den DHB an den Rand des Ruins gebracht hatte«, wirkt nach. Deshalb, so Bredemeier, »werden wir keine Sachen machen, die optisch gut daher kommen, aber nicht finanzierbar sind«. Ein Knackpunkt damals war unter anderem das Einstellen dreier hauptamtlicher Mitarbeiter. Bredemeier: »Wir sind der Meinung, dass wir es aktuell mit dem vorhandenen Personal besser händeln können - unter Zuhilfenahme professioneller Hilfe.« Und außerdem habe man sich mit den Vertragspartnern erfahrene Organisatoren an die Seite geholt, »wie Gerry Weber Event in Halle, wie Uwe Schwenker in Kiel oder Fynn Holpert in Lemgo«.
Wie schwierig es ist, Marketingkonzepte für die zweitpopulärste Ballsportart in Deutschland zu erstellen, zeigt sich auch an den unterschiedlichen Bedürfnissen der beiden größten Sponsoren. Top-Agenturen haben Vorschläge gemacht, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Denn der eine Geldgeber will den Durchschnittsverbraucher ansprechen, der andere braucht die Top-Entscheider. Ein schwieriger Spagat. Aber auch da ist Bredemeier optimistisch, dass der sportlich bestanden wird.

Artikel vom 15.08.2006