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Tränenreicher See der
unerfüllten Träume

ARD-Melodram zeigt eine Frau im Chaos der Gefühle

ARD, 20.15 Uhr: Unablässig strömte Regen auf Leipzig und Umgebung nieder. Es war der sommerliche Dauerregen des Jahres 2004.

»Wie es unser Regisseur Wolf Gremm hinbekommen hat, dennoch einen so zauberhaft schönen See im strahlendsten Sonnenlicht zu zeigen, bleibt mir ein Rätsel«, staunt Hauptdarsteller Michael von Au noch immer und meint, Gremms Film »See der Träume« hätte eher »See der Tränen« heißen müssen.
Tränentreibend ist auch das Schicksal Annas (Ursula Buschhorn) in diesem ARD-Freitagabend-Melodram. Ihr Mann, der Anwalt Rolf (Michael Greiling), verkündet ihr von heute auf morgen und ohne weitere Diskussion das Ende ihrer Ehe. Er hat eine Geliebte und will sich nach 15 Jahren einfach so scheiden lassen. Die fast erwachsene Tochter verlässt ebenfalls das Haus, und Anna flüchtet sich aufs Land zu ihrem Vater (Charles Brauer).
Am See ihrer Kindertage trifft sie einen Jugendfreund wieder, den Polizisten Nick (Michael von Au), dessen Frau sich vor einem halben Jahr erschossen hat. Seitdem ist die kleine Tochter Isabelle (Luisa Neuhäuser) psychisch schwer gestört: Sie spricht kein Wort mehr. Liebevoll nimmt sich Anna nun der Kleinen an - und des Jugendfreundes natürlich gleich dazu.
Doch plötzlich steht wieder der ebenso treulose wie offenbar unentschiedene Ehemann vor ihr: Er bereue alles, sie möge zu ihm zurückkehren. Doch die verlassene und nun wieder umworbene Anna hat sich bereits in Nick verliebt und steht vor der Entscheidung, ob sie mit ihm ein neues Leben beginnen oder in ihr altes zurückkehren will. Da stellt sie auch noch fest, dass sie schwanger ist - von Rolf. Anna ist »eine Frau, die genau wissen will, was für sie das Wort Liebe noch bedeutet«, beschreibt Regisseur Gremm, wie sie die nun anstehende schwere Entscheidung angeht.
Die Romanvorlage der amerikanischen Bestsellerautorin Kristin Hannah spielt in den USA. Die Verfilmung wurde aber ohne allzu große Mühe in die Umgebung von Leipzig verlegt. Dort durchstand das Team die anstrengenden Regenwochen: »Wir waren einfach eine gute Crew. Das macht alles leichter«, erinnert sich Michael von Au. Auf ihn, den Pendler zwischen Theater und Film, kommt erstmal wieder eine große Theaterrolle zu, der Trigorin in Tschechows »Möwe« am Wiener Theater in der Josefstadt.
Wolf Gremm plant indessen die nächste Verfilmung eines Romans der von ihm besonders geschätzten Kristin Hannah, »Insel des Lichts«: wieder ein Melodram, diesmal um einen Kampf zwischen Mutter und Tochter.

Artikel vom 04.08.2006