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Von Klaus Lükewille

Fußball
theatralisch

Die großen Männer-Rollen


Mann oh Mann, was ist da los?
Gespräche unter Männern.
Streit um den neuen Mann.
Ein junger Mann wird laut.
Ein alter Mann muss gehen.
Also: Was da los ist?
Ganz einfach. Das typische Fußball-Sommer-Theater. Alle Jahre wieder. Bevor die Kugel richtig rollt, wird schon getreten. Und manchmal auch kräftig nachgetreten.
Männer-Sache.
Wie die mit Hochspannung erwartete »Aussprache« von Dortmund. Da war Kapitän Christian Wörns tödlich beleidigt, weil ihm Kollege Christoph Metzelder verheimlicht haben soll, dass er für die WM schon seit Anfang des Jahres fest gesetzt gewesen sei. Na und?
Musste das Metzelder, damals nur zweite Wahl bei Borussia, dem Wörns tatsächlich stecken? Lächerlich. Wie die Reaktion von Wörns. Aber jetzt ist alles wieder gut. Ein Gespräch. Ein Blick in die Augen. Ein Handschlag. Eine Versöhnung. Bis zum nächsten Streit.
Den gibt's auch zwischen Bremen und Hannover. Dabei ist die Sache ganz einfach. Per Mertesacker will an die Weser. Leine los an der Leine. Denn Reisende soll man ja bekanntlich nicht aufhalten. Hier geht es nur noch um den »Fahrpreis«. Wie viel zahlt Bremen? Wenn die Ticket-Frage gelöst ist, kann sich Per vom niedersächsischen Acker machen.
Diese Fußballer. Männer reagieren oft wie kleine Kinder. Beim FC Chelsea zum Beispiel, da trug William Gallas jahrelang die 13 auf dem Rücken. Die hat der Trainer jetzt aber seinem »Neuen« aus Deutschland fest versprochen. 13, das ist nämlich die Lieblingszahl des Michael Ballack. Doch weil Gallas das Hemd mit dieser Nummer nicht ausziehen möchte, schlägt's 13.
Kikikram. »Gefährlicher« ist dagegen die neue Frisur von Ballack. Ratzfatz, und die Haarpracht war runter. So kurz wie der englische Rasen, so sieht der ehemalige Lockenträger jetzt auf dem Kopf aus. Rasierte Häupter sind im Insel-Reich bei den Fans seit Jahren in Mode. Wollte sich da etwa einer ganz schnittig anpassen?
David Odonkor rennt schon länger so rum. Schnell, auf leisen Sohlen. Doch jetzt reißt auch er den Mund auf. Ein Mann, ein Wort? Nein, nein, hinterher wollte er alles so nicht gesagt haben. Einen Stammplatz hätte er in Dortmund nie gefordert. Aber möglichst immer spielen, das will er schon. Ja, was denn nun?
Alles nur Theater. Vorhang auf! Die Sommer-Bühne ist halt noch ein paar Tage geöffnet, bevor sie am nächsten Wochenende geschlossen wird. Wenn es um Punkte geht.
Aber es dauert nicht mehr lange, dann fällt für einen älteren Herrn der Vorhang. Endlich. Endgültig. Gerhard Mayer-Vorfelder steigt im September vom Präsidenten-Thron des Deutschen Fußball-Bundes. Unglaublich, dass einer wie er hier überhaupt Platz nehmen durfte!
Mann oh Mann.

Artikel vom 05.08.2006