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Verschlüsseltes zur Schüssel-Gebühr

Analogempfang von RTL per Satellit kostet bis 2010 keinerlei Gebühr

Von Ingo Steinsdörfer
Bielefeld (WB). Als »schlicht falsch« hat RTL-Sprecher Christian Körner gestern Berichte bezeichnet, der Empfang von RTL-Fernsehen koste die Zuschauer mit Satellitenschüssel von 2007 an 3,50 Euro im Monat.

»Der analoge Empfang über Satellit läuft bis zum Jahr 2010 unverändert weiter«, sagte Körner dieser Zeitung. Einen Tag nach Bekanntgabe des Vertrages zwischen der großen Kölner Privatsender-Familie (RTL Television, Vox, RTL 2, Super RTL, n-tv) und dem Satelliten-Betreiber SES Astra, 2007 gemeinsam ein verschlüsseltes Digitalprogramm aufzubauen, stellte er klar, dass auch der bisherige unverschlüsselte digitale Satellitenempfang parallel zum neuen Angebot kostenfrei weiterlaufen werde.
Ein Vollumstieg auf den von Astra auf eine Zuschauergebühr von 3,50 Euro bezifferten verschlüsselten Digitalempfang werde erst erfolgen, wenn die Zuschauerakzeptanz dies erlaube, so Körner weiter. Das könne vom Start des neuen technischen Angebotes, der vermutlich bis Juni 2007 erfolge, noch ein Jahr oder länger dauern. Körner: »Wir werden bei den Zuschauern für das neue Angebot werben und sehr behutsam vorgehen.«
Zudem liegt der Fall beim Bundeskartellamt, das die Verschlüsselungs-Kompetenz von Astra auf dem besten Wege sieht, marktbeherrschende Dimension anzunehmen. »Bleibt für Zuschauer mit Satellitenschüssel keine Alternative, die großen deutschen Sender frei zu empfangen, wird es von dort sicher Widerspruch geben«, sagt eine Sprecherin der Landesmedienanstalten. Wie berichtet haben RTL und MTV bekannt gegeben, von 2007 an mit SES Astra als Dienstleister ihr Programm (auch) digital verschlüsselt zu verbreiten. TV-Haushalte, die sich für das neue Angebot entscheiden, müssen eine Zugangspauschale von insgesamt etwa 3,50 Euro zahlen - für alle Programme. RTL-Chefin Anke Schäferkordt begründete den Vorstoß mit einer »Vielzahl neuer Angebote« für die Zuschauer und einen besseren Schutz vor Piraterie (Raubkopien). Die zusätzlichen neuen Angebote, etwa individuelle Filmpakete (Pay-per-View), kosten dann freilich weiteres Extra-Geld. Schwenken die RTL-Seher aufs verschlüsselte Angebot ein, müssen sie einen geeigneten Satellitenempfänger sowie eine Zugangskarte (Smart Card) anschaffen und sich registrieren lassen.
RTL betonte gestern nochmals, dass nicht der Sender, sondern der Satellitenbetreiber die Gebühr erhebe. Astra plane »eine Monatspauschale für den technischen Zugang zur neuen digitalen Plattform, wie sie im digitalen Kabel mit etwa 14 Euro oder beim Anschluss eines Internetzugangs längst Realität sind«, sagte Christian Körner. Schließlich koste die technische Entwicklung neuer Angebote »richtig viel Geld«.
Astra möchte seine Programm-Verschlüsselung natürlich auch anderen Sendern verkaufen. Die große private RTL-Konkurrenz, die Sendergruppe ProSiebenSat1, will vor Vertragsabschluss jedoch die Entscheidung des Kartellamtes kennen. »Dann werden wir eine Entscheidung treffen«, sagte Sender-Chef Guillaume de Posch. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF stellten unterdessen klar, dass sie per Satellit ohne Zusatzkosten blieben. Eine Verschlüsselung ihres Angebotes werde es nicht geben. Kommentar

Artikel vom 04.08.2006