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Floyd Landis nach positiver B-Probe entlassen

Schweizer Team Phonak bangt um Existenz - Oscar Pereiro: »Fühle mich als Toursieger«

Paris (dpa). Floyd Landis ist als erster Träger des Gelben Trikots in 103 Jahren Tour de France in vollem Umfang als Doper entlarvt worden.

Sein Schweizer Phonak-Team, das um den Fortbestand bangt, reagierte am Samstag mit fristloser Kündigung seines Kapitäns auf die positive B-Probe. Kurz zuvor hatte der Radsport-Weltverband UCI das Ergebnis der von Landis geforderten Gegenanalyse, die wie die Untersuchung der A-Probe im Labor in Chatenay-Malabry vorgenommen wurde, veröffentlicht. Das gab bekannt, dass der 30-jährige Radprofi aus den USA synthetisches Testosteron zugeführt hat.
Bei Landis war nach der 17. Tour-Etappe in Morzine nach einer beispiellosen Aufholjagd ein deutlich überhöhter Wert des künstlich produzierten männlichen Hormons nachgewiesen worden. Statt des erlaubten Verhältnisses von Testosteron zu Epitestosteron von maximal 4:1 wurde bei dem Tour-Sieger auf Abruf ein Wert von 11:1 ermittelt. Landis leugnet nach wie vor, das Hormon eingenommen zu haben. Allerdings muss seine Verteidigung die Strategie überdenken, weiter »natürliche Ursachen« für den hohen Wert verantwortlich zu machen.
Die UCI gab den Fall an den zuständigen US-Verband weiter, der nun ein Doping-Verfahren gegen Landis einleiten wird. Ihm droht eine zweijährige Sperre und die Aberkennung des Tour-Sieges. Auf Grund des von den Radsport-Teams beschlossenen Ethik-Codes käme für Landis zu der Zwei-Jahres-Sperre noch ein Arbeitsverbot für zwei weitere Jahre in allen Pro-Tour-Teams hinzu. »Seine Karriere ist beendet. Um wenigstens die Reste seines Images zu retten, sollte er endlich gestehen«, empfahl der ehemalige Top- Sprinter Marcel Wüst.
»Für uns ist Floyd Landis nicht mehr der Gewinner der Tour de France«, erklärte Tour-Direktor Christian Prudhomme. Oscar Pereiro, der zum Sieger vor Andreas Klöden erklärt werden wird, kann sich, wohl nicht vor Ende des Jahres, als fünfter Spanier in Gelb feiern lassen. Viel Freude wird ihm das vermutlich nicht bereiten, »trotzdem fühle ich mich als Tour-Sieger, obwohl ich lieber die Feier auf den Champs Elysées gehabt hätte«, sagte der 27-jährige.

Artikel vom 07.08.2006