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Budapester
Nullnummer
der WM-Rivalen

Button feiert ersten Formel-1-Sieg

Budapest (dpa). Dramatik pur beim Großen Preis von Ungarn um die beiden Titelrivalen Michael Schumacher und Fernando Alonso.
Erst kostete eine lockere Radmutter den klar führenden spanischen WM-Spitzenreiter den scheinbar sicheren Sieg. Dann rollte der immer langsamer werdende Schumacher in der drittletzten Runde wegen einer gebrochenen Spurstange aus. »Das ist bei dem Zusammenstoß mit Nick Heidfeld passiert«, schilderte der Ferrari-Pilot die Schlüsselszene. »Aber man kann ihm keinen Vorwurf machen.« Der erste Grand-Prix-Sieg des britischen Honda-Piloten Jenson Button in seinem 113. Formel-1-Rennen ging angesichts der Dramatik eben so etwas unter wie Nick Heidfelds dritter Rang hinter McLaren-Mercedes-Mann Pedro de la Rosa.
Statt des greifbar nahen Podestplatzes und der weiteren Reduzierung seines Rückstandes gab es für den noch als Neunter gewerteten Schumacher keine Punkte. Damit bleibt nach diesem ebenso spannenden wie verrückten Regen-Grand-Prix von Budapest im WM-Rennen alles beim Alten: Der Rekord-Weltmeister aus Kerpen liegt vor der dreiwöchigen Sommerpause weiterhin elf Zähler hinter Titelverteidiger Alonso.
»Im Nachhinein ist man immer schlauer«, räumte Schumacher ein, dass es im Hinblick auf den Titel klüger gewesen wäre, nach Alonsos Ausfall weniger zu riskieren und lieber sicher in die Punkte zu fahren. »Ich hätte auf zwei, drei Positionen verzichten können. Aber im Rennen wird gekämpft bis zum Schluss.« Der Mönchengladbacher BMW-Pilot Heidfeld schilderte die folgenschwere Kollision der beiden Deutschen so: »Michael ist mir hinten reingefahren. Dabei ist wohl seine Aufhängung gebrochen.« Genau so frustriert wie sein Leidensgenosse Schumacher reagierte Pechvogel Alonso: »Das ist sehr ärgerlich. Es sah lange sehr gut aus. Ich brauche jetzt dringend eine Pause.«
Schumacher sah mit seinen im Nassen chancenlosen Bridgestone- Reifen auf dem 4,381 Kilometer langen Hungaroring lange wie der klare Verlierer aus. Nach drei Siegen in Serie rollte der Ferrari-Star Alonso bis zum Wetterwechsel weit hinterher. Als dieser in der 52. von 70 Runden völlig frustriert seinen Renault in der Auslaufzone abstellen musste, hatte Schumacher zunächst freie Fahrt. »Die Antriebswelle war gebrochen«, schilderte der enttäuschte Spanier. Das endgültige Aus bedeutete aber die sich lösende Radmutter am rechten Hinterreifen.
Die beiden Verkehrssünder Schumacher und Alonso waren die bestimmenden Figuren beim 13. Saisonlauf. Obwohl sie wegen ihrer jeweiligen Zwei-Sekunden-Strafen nach Regelverstößen im Training nur von den Plätzen 11 beziehungsweise 15 in dieses erste Regenrennen des Jahres gehen konnten, beherrschten sie das Geschehen bis zu ihren Defekten nach Belieben. Während der 25 Jahre alte Spanier auf so genannten Intermediates (All-Wetter- Reifen) die erste Hälfte klar dominierte, trumpfte der 37-jährige Kerpener anschließend auf Trockenreifen ganz groß auf.
Button gewann nach 306,663 Kilometern in 1:52:20,941 Stunden mit 30,837 Sekunden Vorsprung vor de la Rosa. »Das ist einfach ein tolles Gefühl«, jubelte der Brite. Heidfeld lag 43,822 Sekunden hinter dem Überraschungssieger. »Das ist ein fantastischer Tag für mich und BMW«, sagte er zu seinem ersten Podiumsplatz der Saison. In der WM-Wertung liegt Schumacher mit 89 Punkten nach 13 von 18 Rennen weiterhin 11 Zähler hinter Alonso (100).

Artikel vom 07.08.2006