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Werder geht gestärkt
in echten Titelkampf

Sieg im Ligapokal und Aussicht auf Mertesacker

Leipzig (dpa). Drei Premieren, zwei Tore gegen den großen Rivalen und ein Etappensieg auf dem Weg zur Verpflichtung von Per Mertesacker haben den SV Werder Bremen eine Woche vor dem Bundesliga-Start in ein Stimmungshoch versetzt.

Nach dem erstmaligen Gewinn des Ligapokals und den deutlich gestiegenen Chancen auf ein Engagement von Nationalverteidiger Mertesacker von Hannover 96 ging Klaus Allofs in die Offensive und erklärte den Meistertitel zum Saisonziel. »In den letzten Jahren waren wir Dritter und Zweiter - da kann man kein anderes Ziel ausgeben«, formulierte der Manager die Kampfansage an den mit 2:0 besiegten FC Bayern.
Während die Münchener kurz vor dem Saisonauftakt noch verzweifelt auf der Suche nach Form und Formation sind, bieten sich den deutlich frischer auftretenden Bremern auch personell viele gute Optionen. Zum Sinnbild der Bremer Befindlichkeit wurde am Samstag Ivan Klasnic. Seine beiden Tore brachten den ersten Werder-Finalerfolg im Ligapokal und beendeten die Siegesserie der Bayern, die erstmals ein Endspiel des Wettbewerbes verloren. Der Doppelpack wirkte für den zuletzt nicht mehr gesetzten Klasnic wie ein Befreiungsschlag: »Ich habe nie an mir gezweifelt. Ich bin Stürmer und muss Tore schießen. Das habe ich getan.«
Für Allofs ist ein Weggang des eingespielten Klose-Partners, der in der vorigen Saison immerhin 15 Treffer zu Platz zwei beisteuerte, kein Thema. »Wir wissen, wie wertvoll Ivan für uns ist. Schade, dass er in seiner Nationalmannschaft nicht so zum Zuge kommt«, sagte der Manager.
Auch eine andere Personalie wendet sich für Bremen offenbar zum Guten. Im Poker um Nationalspieler Per Mertesacker haben sich Bremen und Hannover geeinigt. Ein Wechsel des Abwehrspielers hängt nun nur noch an Frank Fahrenhorst, der im Tausch nach Hannover gehen soll, dies aber bislang abgelehnt hat. Am Samstag trafen Hannovers Manager Ilja Kaenzig und Fahrenhorst-Berater Wilbert Engeln zum Gespräch. »Ich brauche ihn nicht zu überzeugen. Frank hat ein sehr gutes Spiel gezeigt. Er wird selbst die richtige Entscheidung treffen. Wir bekämen mit Per einen sehr guten Spieler dazu. Aber noch ist nichts unterschrieben«, sagte Trainer Thomas Schaaf.
Unabhängig von den Personalentscheidungen will Schaaf die Titelambitionen des Double-Gewinners von 2004 vor dem Saisonstart bei Hannover 96 nicht so klar aussprechen wie sein Manager. »Klaus hat seine eigene Meinung. Es ist schön, wenn er sagt, dass wir deutscher Meister werden. Aber bis dahin ist es noch lange hin und es gilt, viele Teilziele zu erreichen«, sagte der Trainer.
Bei den Bayern ist das übliche Selbstvertrauen derweil verschwunden. Im Zentralstadion wurden Defizite in allen Mannschaftsteilen sichtbar. In den vergangenen 180 Minuten gelang kein Tor, doch vor allem im zentralen Mittelfeld klafft nach dem Weggang von Michael Ballack eine Riesenlücke.
Nach mehreren Fragen zum fehlenden Ballack geriet Bayern-Manager Uli Hoeneß in Rage. Er sei weg und damit basta, grantelte er. »Es gibt keine Automatismen. Das muss noch eingespielt werden«, betonte der Manager angesichts der praktisch nicht vorhandenen Schaltzentrale im Münchner Spiel. Roque Santa Cruz war damit ebenso hoffnungslos überfordert wie sein nach der Pause eingewechselter paraguayischer Landsmann Julio dos Santos.

Artikel vom 07.08.2006