04.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentare
EZB-Zinserhöhung

Zu viel rosa Farbe im Bild


Hätte der Verbraucher das Geld, das ihm von Tankstellen und Energieversorgern abgenommen wird, noch in seinem Portemonnaie, könnte er dafür künftig vielleicht höhere Zinsen bekommen. So jedoch muss er sich, vor allem wenn er sich als Häuslebauer oder Autokäufer gerade neu verschuldet, noch länger nach der Decke strecken.
Das Bild, das die Europäische Zentralbank gestern von der aktuellen Konjunktur gezeichnet hat, trägt sehr viel rosa Farbe. In Deutschland ist der Aufschwung zum ersten Mal auch am Arbeitsmarkt spürbar. Ein solches Pflänzchen muss begossen werden. Stattdessen schneidet ihm die EZB den Zugang zu dem lebenswichtigen Wasser - günstiges Kapital - weiter ab.
Den deutschen Gewerkschaften macht es der neuerliche Zinsschritt noch schwerer, in der nächsten Tarifrunde nennenswerte Lohnerhöhungen durchzusetzen. Der Geldfluss wird langsamer, die Liquidität -Êder Cash Flow -Êgerät unter Druck.
An welcher Schraube sollen die Unternehmen da noch drehen? Ein Versuch, die Mehrwertsteuer-Erhöhung ein bisschen vorwegzunehmen und das Geld in die eigene Tasche zu stecken, würde beim Verbraucher ziemlich unliebsame Reaktionen hervorrufen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 04.08.2006