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Bombenfunde alarmieren

Wachsamkeit auf Bahnhöfen - Biologischer Anschlag vorgetäuscht?

Berlin (Reuters). Die Bombenfunde in Dortmund und Koblenz haben eine erhöhte Wachsamkeit auf Deutschlands Bahnhöfen ausgelöst. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte die Ähnlichkeit der Sprengsätze. Polizei und Bahnmitarbeiter seien besonders sensibilisiert, erklärten Sprecher des Innenministeriums und der Deutschen Bahn gestern.

Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, war der Inhalt der am Montag gefundenen zwei Koffer insofern vergleichbar, als dass beide jeweils eine Gasflasche, Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit, eine Batterie sowie eine Zündvorrichtung enthalten hätten.
Nach dem Fund der Kofferbombe in Dortmund geht die Polizei einem Medienbericht zufolge davon aus, dass die Täter einen chemisch-biologischen Anschlag vortäuschen wollten. Die von der Polizei entschärfte Bombe habe einen mit herkömmlicher Speisestärke gefüllten Kunststoffbeutel enthalten, berichtete »Focus online. »Wir gehen davon aus, dass der oder die Täter noch einen draufsetzen und einen chemisch-biologischen Anschlag vortäuschen wollten«, wurden Ermittler zitiert. Außerdem vermuteten die Fahnder, dass die Sprengsätze in Dortmund und Koblenz nur deshalb nicht explodiert seien, weil in den verwendeten Gasflaschen zu viel Gas gewesen sei.
Bayerns Innenminister Günther Beckstein dämpfte die Erwartung auf eine vollständige Sicherheit an den Bahnhöfen. Ähnlich äußerte sich auch der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV).
Das Innenministerium erklärte, zu Auswirkungen der Bombenfunde auf die allgemeine Sicherheitslage in Deutschland lasse sich zum aktuellen Zeitpunkt nichts sagen. Zwar habe die Bundesanwaltschaft die Übernahme der Ermittlungen damit begründet, dass der Staatsschutz berührt sein könnte. Es sei aber auch ein allgemein krimineller Hintergrund nicht ausgeschlossen.
Grundsätzlich gelte für den Bereich des islamistischen Terrorismus, dass Deutschland Teil des weltweiten Gefahrenraumes sei, erklärte das Ministerium. Dies sei seit langem die Einschätzung der deutschen Sicherheitsbehörden. Gerade angesichts der Kämpfe im Libanon könne nicht ausgeschlossen werden, dass gewalttätige Einzeltäter oder Gruppen auch in Deutschland tätig würden.
Damit sei aber nicht gesagt, dass die Funde in Dortmund und Koblenz einen solchen Hintergrund hätten. Nach Ansicht des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) können Bus- und Bahnfahrer vor Anschlägen kaum geschützt werden. »Wir haben kaum eine Chance, da sollten wir uns nichts einreden«, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Adolf Müller-Hellmann. »Es bleibt eigentlich wenig anderes, als das Personal auf den Bahnhöfen besonders zu sensibilisieren.«
Bahn-Sprecher Michael Baufeld sagte, spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sei die Sicherheit auf den Bahnhöfen ein besonderes Thema. Das Konzept umfasse unter anderem Kameraüberwachungen auf den Bahnhöfen und eine intensive Zusammenarbeit mit der Polizei von Bund und Ländern im Rahmen einer Sicherheitspartnerschaft. »Unsere Mitarbeiter sind zur ständigen Wachsamkeit angehalten.«

Artikel vom 03.08.2006