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Streik erstmals
über eine Woche

Ärzte in Mitte weiten Aktionen aus

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der Ärzte-Streik am kommunalen Krankenhaus Bielefeld-Mitte weitet sich aus. Von Montag an werden die Mediziner den Betrieb eine Woche bestreiken. Darauf hat man sich bei einer Vollversammlung am Mittwoch verständigt.

Der Versuch eines Tarifdiktats durch die kommunalen Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi mit einem Lohnabschluss, der unverändert weit unter den bisher gezahlten Gehältern liegt, ist für die Ärzte Grund genug, die Gangart weiter zu verschärfen und den Arbeitskampf auszudehnen, unterstreicht Streikführer Dr. Christian Leuner, der mit seinem Kollegen Dr. Theo Windhorst für das Streikkomitee am Klinikum Mitte steht.
Die Ärzte des Marburger Bundes, ausgestattet mit einem Organisationsgrad von 85 Prozent bei den Krankenhausärzten, sehen auch weiter dringende Notwendigkeit, als eigenständige Gewerkschaft selbst einen Tarifvertrag von erfahrenen Profis zu verhandeln. Leuner: »Wir wollen keinen Tarif, der von den medizinischen Laien der Verdi aufgesetzt wird.« Für das Krankenhaus Mitte ist damit in der gesamten kommenden Woche sprichwörtlich »Wochenende«. Genau auf diesem Stand wird das Haus von Montag an wieder gesetzt. Die an Wochenenden vorhandene Notfallbereitschaft ist im Einsatz. Zudem werden Intensivmedizin, Geburtshilfe, chronisch Kranke und Onkologie-Patienten von dem Streik nichts merken. Für diese Woche waren die Maßnahmen des Marburger Bundes in Bielefeld ausgesetzt worden, weil die Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern geführt wird, aber nicht mit den Patienten.
Die informiert der Marburger Bund detailliert über dringend erforderliche Veränderungen an kommunalen Kliniken. Demnach muss die Situation am Arbeitsplatz nachhaltig verbessert werden. Ärzte fordern deutlich weniger bürokratische Aufgaben, keine Mammutschichten mehr, dafür aber eine Entlohnung der Überstunden. Laut Windhorst will man nur zum BAT-Tarif von 2004 zurückkehren. Dieser hatte damals gegolten, regelte auch Überstundenhonorierung. Der jetzige TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) bringe dagegen eine deutliche Verschlechterung. Zudem habe der MB dieses Papier nach eigenen Angaben nicht unterschrieben.
Mitte-Verwaltungschef Klaus Janssen hatte bereits Anfang der Woche betont, in der kommenden Woche nach Schulferienende könne man das tatsächliche Ausmaß einer Streikmaßnahme feststellen. Bislang sah Janssen den Betrieb in der Klinik nicht wirklich einschneidend gestört. Während er eine Beendung des Arbeitskampfes in absehbarer Zeit erwartet, warnt Klink-Geschäftsführer Dr. Johannes Kramer vor der Gefährdung von Arbeitsplätzen im Haus , wenn die Einflüsse des Streiks im Finanzgerüst der Klinik spürbar werden.

Artikel vom 04.08.2006