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Alter Aussichtsposten
könnte Atelier werden

»Fantastische Möglichkeiten« im »Windel«-Steigerturm

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Senne (WB). Wer hat nicht schon mal vor einem gemütlichen, historischen Turmzimmer geträumt? Oder einem modernen Atelier mit ungewöhnlicher Aufteilung, vielleicht auf verschiedenen Etagen? - »Der frühere Steigerturm der ÜWindelÝ-Werksfeuerwehr bietet fantastische Möglichkeiten«, sagt Johann Schmidt. »Man könnte die Holzfront durch eine Glas-/Stahlkonstruktion ersetzen.«

Als Geschäftsführer der Ummelner Firma Normbau Eigenheime GmbH versucht Schmidt seit 2005, das markante, 81 Jahre alte Gebäude an der Krackser Straße 23 zu veräußern. Doch mögliche Investoren, und davon soll es einige gegeben haben, taten sich bislang schwer: »Das lag vor allem daran, dass die dazu gehörige Doppelhaushälfte noch bewohnt war«, erklärt der 57-Jährige. »Das ändert sich aber jetzt. Im Herbst zieht die Familie aus. Damit können wir kurzfristig die Gesamtnutzung garantieren.«
Wer sich für »08/15«-Wohn- oder Geschäftsräume interessiert, der wird hier nicht fündig. Wer aber das Besondere mag und die entsprechende Summe »locker« hat, müsste ins Grübeln kommen: Der Steigerturm, eingeweiht mitsamt Doppelhaus am 23. Mai 1925, diente ursprünglich der Werksfeuerwehr des Textilunternehmens Windel sowie der Gemeindefeuerwehr. Beide Löschabteilungen nutzten sein zwölf Meter hohes Interieur zum Trocknen ihrer Schläuche. Außerdem musste seine stabile Außenwand für Kletterübungen herhalten. So erklärt sich auch sein Name. Drittens schätzten die Feuerwehrleute ihn als Aussichtsposten zum frühzeitigen Erspähen von Bränden. Bei Feueralarm bimmelte die Alarmglocke.
Diese Glocke ist im Kaufpreis des Turmes übrigens nicht eingeschlossen. Sie hängt auch nicht mehr im Steigerturm, sondern an einer speziellen Balkenkonstruktion bei Dr. Sebastian Meyer-Stork. Der amtierende »Windel«-Geschäftsführer hält sie dort in Ehren - in Gedenken an seinen Ur-Großvater Gustav Windel, der das einstige Imperium 1872 gegründet hatte, der auch den Steigerturm bauen ließ. »Ich würde mich freuen, wenn sich endlich jemand fände, der aus der Immobilie etwas macht«, sagt Meyer-Stork. Doch niemand weiß, wie es kommt. Weil der Turm nicht unter Denkmalschutz steht, könnte er auch abgerissen und sein Grundstück zusammen mit den restlichen freien Parzellen rundherum ganz anders verplant werden.
Die kleinere der beiden Doppelhaushälften steht auf einem 282 Quadratmeter großen Grundstück und hat etwa 140 Quadratmeter Wohn-/Nutzfläche zuzüglich 60 Quadratmeter Keller und ausbaufähigem Dachgeschoss (36 Quadratmeter). Die größere Hälfte, zu der auch der separate Turm gehört, steht auf 448 Quadratmetern Grundstück und hat etwa 170 Quadratmeter Wohn-/Nutzfläche, ebenfalls zuzüglich Keller und Dachgeschoss. »In der optischen Anmutung ist das Gebäude natürlich nicht mehr überall auf dem neusten Stand«, sagt Johann Schmidt. »Aber es ist in Abständen immer mal wieder renoviert worden.« So sei das Dach maximal 15 bis 20 Jahre alt, die Entwässerungskanalisation erst 2005 erneuert worden.
Beide Objekte sind getrennt voneinander zu haben, jedoch wären sie im Doppelpack sicherlich preiswerter. Weil das Gebäude nun schon länger zum Verkauf steht, hat Schmidt eine große Verhandlungsbereitschaft signalisiert: »Wo unsere finanzielle Schmerzgrenze liegt, muss ich bei Bedarf taxieren...«

Artikel vom 03.08.2006