Bielefeld (bp). Einen Schirm hatten Renate Ostwald, Nina (13) und Kira (11) nicht dabei, aber als gegen 16 Uhr ein heftiger Regenschauer auf den Jahnplatz niederprasselte, wurden die drei umgehend mit Regenponchos ausgestattet - so wie Hunderte andere, die den letzten Kilometer der Deutschland-Tour säumten.
5000 waren es zwischen Jahnplatz und Willy-Brandt-Platz, schätzt die Polizei, weitere 3000 an der Strecke auf Bielefelder Boden von Peter auf'm Berge an, meint Hans-Rudolf Holtkamp, Geschäftsführer der »Bielefeld Marketing«, der sich gestern für einen Tag auch noch »Präsident des Organisationskomitees Bielefeld« der Deutschland-Tour nennen durfte. »Die Bielefelder sind wetterfest«, freute er sich, dass die Fans tapfer durchhielten, um den Profifahrern bei der Zieleinfahrt zu applaudieren. Holtkamp und Oberbürgermeister Eberhard David sind seit gestern Mitglied des »Goldclubs« der Deutschland-Tour, weil die Stadt insgesamt 15 Mal als Etappenziel dabei war - Spitzenposition noch vor Köln. Die »goldene« Mitgliedsurkunde bekomme natürlich einen Ehrenplatz. Auf Jahnplatz, Herforder Straße und Willy-Brandt-Platz wurden aus Radsportfans und Neugierigen Jäger und Sammler: Die Tour-Sponsoren verteilten Souvenirs aller Art - von der magentafarbenen oder gelben Winkhand über aufblasbare Käselaibe, die gern als Regenschutz genommen wurden, Mützen und Hüten bis hin zu Traubenzucker und Milchmixgetränken. Nur das Deutschland-Tour-T-Shirt musste mit fünf Euro bezahlt werden. Sportamtsleiter Fritz Kölling und sein Stellvertreter Gerhard Bockermann schauten sich die Werbekarawane und die in Sekundenschnelle vorbeijagenden Profis entspannt unterm Regenschirm an, den Großbildschirm, auf dem das Rennen übertragen wurde, stets im Blick. Gegen 16.30 Uhr überquerte das Peloton die Stadtgrenze. Kölling: »Da, jetzt dauert es nicht mehr lange.« Zu lange allerdings für die ARD: Die Zieleinfahrt in Höhe der Zimmerstraße wurde zwar noch live übertragen, weil aber die Auswertung ihre Zeit dauerte, gab es im TV keine Bilder von der Siegerehrung. Im Zieleinlauf jubelten gut 30 Mitarbeiter des Bielefelder Delius-Klasing-Verlages mit dicken blauen Luftballons in den Händen. Verlagssprecher Christian Ludewig: »Schließlich sind bei uns gut 150 Bücher über Radsport erschienen - da ist Dabeisein Pflicht!« Gleich nachdem der letzte der 30 Kradfahrer der Polizei, die im Einsatz waren, passiert hatte, begann der Abbau von Banden, Sperrgittern, Technik. Probleme hat nur die Autofahrer. Die Polizei: »Es gab Staus auf den Umleitungsstrecken.«
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