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Razzia gegen Spendenbetrüger

Vorsitzender des Vereins D-Unfallhilfe sitzt in Untersuchungshaft

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). 75 Beamte der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Polizei, der Steuerfahndung und des Zolls haben gestern Morgen Büros des Vereins D-Unfallhilfe e.V sowie Wohnungen von Vereinsmitgliedern durchsucht.

Dem Verein, der seinen Sitz an der Herforder Straße in Bielefeld hat, werde die Unterschlagung von Spendengeldern, Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen, sagte Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann dieser Zeitung. Der Schaden werde auf 630 000 Euro geschätzt.
Der Vorsitzende des Vereins, ein 40 Jahre alter Türke, wurde in Bielefeld verhaftet. Er sitzt ebenso, wie ein 54 Jahre alter Deutscher, der in Gelsenkirchen gefasst wurde, in Untersuchungshaft. Ferner wurden drei Verdächtige vorläufig festgenommen. Während der Razzia wurde durch Zufall ein weiterer Straftäter gefasst, der per Haftbefehl in anderer Sache gesucht wurde. Insgesamt seien 15 Durchsuchungsbeschlüsse unter anderem in Bielefeld, Enger (Kreis Herford) und Gelsenkirchen vollstreckt worden, sagte Pollmann. Er werde insgesamt gegen zehn Beschuldigte ermittelt.
Der Verein war bereits im vergangenen Jahr wegen Spendenbetrugs von NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) verboten worden. Den Vereinsmitgliedern wird vorgeworfen, seit Vereinsgründung im April 2002 hilfsbereite Menschen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ausgenutzt zu haben. Den Spendern sei unter anderem vorgegaukelt worden, dass mit ihren Geldern der örtliche Rettungs- und Krankentransportdienst oder die Arbeit der Feuerwehr finanziert werde. Die Werber des Vereins sollen mit professioneller Rettungsdienstkleidung (rote Jacke, weiße Hose) in Fußgängerzonen oder an Haustüren aufgetreten sein, um neue Vereinsmitglieder zum Abschluss »langjähriger Förderschaften« zu überreden. Es konnte zwischen einem Beitrag von sieben, 13 oder 25 Euro gewählt werden. Das eingesammelte Geld ist verschwunden.

Artikel vom 02.08.2006