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Totholz hilft dem Wald zu überleben

WESTFALEN-BLATT-Serie, Folge 15: Schaden durch Insekten unmaßgeblich

Bielefeld (gge). Volker Brekenkamp ist als Abteilungsleiter Forsten beim Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld für rund 1850 Hektar Stadt- und 300 Hektar Stadtwerke-Wald zuständig. Für das WESTFALEN-BLATT hat der 54-jährige Diplom-Forstingenieur und Leiter des Tierparks Olderdissen die Geschichte des Bielefelder Stadtwaldes auch unter Berücksichtigung der Hege und Pflege des heimischen Wildes zur Serie »Wald und Wild in Bielefeld« aufgearbeitet. Lesen Sie heute Folge 15 dieser Serie.

Die Totholzmenge in Urwäldern ist sehr hoch. Für unsere heutigen Wirtschaftswälder wird ein Totholzanteil von mindestens fünf Prozent angestrebt; das entspricht durchschnittlich 15 Kubikmetern pro Hektar.
Auch das Problem des Totholzes als Brutstätte von schädlichen Insekten wird immer wieder von Waldbesuchern angesprochen. Tatsächlich kann nur ein kleiner Teil der artenreichen Lebensgemeinschaft des Totholzes auch lebende Bäume besiedeln und schädigen. Diese Entwicklung kommt aber ausschließlich in reinen Nadelwaldungen vor. In naturnahen Wirtschaftswäldern, wie sie seit einigen Jahren von der städtischen Forstverwaltung angestrebt werden, ist mit einer massenhaften Ausbreitung dieser Schädlinge nicht zu rechnen. Der ökologische Nutzen überwiegt bei weitem.
Der Verzicht auf die Nutzung des Totholzes hat keinen wirtschaftlichen Nachteil. Das Gegenteil ist der Fall. Eine intakte Waldlebensgemeinschaft fördert den Holzzuwachs und mindert Schäden am Waldbestand. Nicht zuletzt auch wegen der Bedeutung des Totholzes hat die Stadt Bielefeld 26,4 Hektar Wald aus der Bewirtschaftung herausgenommen.
Leider entwickeln manche Menschen aus dem im Wald liegenden Totholz einen folgefalschen Nachahmungseffekt. So lagern sie große Abfallmengen aus Rasen- und Heckenschnitt etc. im Wald ab, mit der Begründung »Pflanzenabfälle sind doch organisch, das Zeug verrottet schon noch.«
Neben dem hier tatsächlich gestörten Naturgenuss haben diese hässlichen Abfallhaufen mehrere schädliche Einflüsse auf den Wald: Die Bodenlebewesen ersticken unter diesen Ablagerungen. Austretende Sickersäfte stören die Nährstoffversorgung der Bäume, die Bodenverdichtung behindert die Atmung der Baumwurzeln, die zu faulen beginnen. Der Waldboden stirbt regelrecht ab.
In der Umgebung dieser Haufen breiten sich Gartenpflanzen aus, die hier nicht natürlich vorkommen und die eigentlichen Waldbodenpflanzen verdrängen. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, ist die Anlage eines richtig unterhaltenen Komposthaufens. Die dabei entstehende Humuserde kann als Dünger im Garten ausgebracht werden.
Die Folge 16 erscheint am Dienstag, 26. September.

Artikel vom 22.09.2006