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»Erst Klüft, dann lange nichts«

LC-Ass Lilli Schwarzkopf als beste deutsche Siebenkämpferin zur EM

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). In der vergangenen Saison landete Lilli Schwarzkopf (22) noch bei der U 23-Europameisterschaft in Erfurt hinter Ausnahmeathletin Carolina Klüft auf Rang zwei. Zwölf Monate später gibt es viele Experten, die der Siebenkämpferin vom LC Paderborn auch bei der am Montag beginnenden Leichtathletik-EM in Göteborg einen ähnlichen Coup zutrauen. Erneut scheint hinter der gastgebenden Schwedin alles möglich.

Frau Schwarzkopf, in der europäischen Bestenliste werden Sie mit 6413 Punkten auf dem vierten Platz geführt. Unter diesen Voraussetzungen kann das Ziel beim direkten Vergleich der besten Europäerinnen nur Edelmetall lauten, oder?Lilli Schwarzkopf: Es ist richtig, dass ich hinter Carolina Klüft, Yuliya Ignatkina und Lydmyla Blonska den vierten Platz belege, aber es ist nicht richtig, dass ich es mir zum Ziel gesetzt habe, eine Medaille zu gewinnen. Wenn man sich zu sehr auf eine bestimmte Platzierung oder Punktzahl konzentriert, kann das im Kopf ganz schnell zu Blockaden führen. Stattdessen werde ich diesen Wettkampf angehen wie jeden anderen. Ich gebe zwei Tage lang alles und nach sieben Disziplinen wird man dann sehen, wie gut ich war. Ich sehe diese EM in erster Linie als eine weitere gute Gelegenheit, um auf internationaler Ebene Erfahrungen zu sammeln.

Entspricht Ihr vierter Platz denn den aktuellen europäischen Kräfteverhältnissen?Schwarzkopf: Im Siebenkampf kommt erstmal Carolina Klüft, dann lange nichts und dann eine Reihe von Athletinnen, die ein vergleichbares Leistungsvermögen zu bieten haben. Meine Platzierung in der Rangliste Eins zu Eins auf die Europameisterschaft zu übertragen, wäre falsch, da beispielsweise eine Weltklasse-Athletin wie die Französin Eunice Barber ohne Vorleistung in Göteborg antritt und in der Jahresbestenliste gar nicht geführt wird. Darüber hinaus gilt es zu berücksichtigen, dass die EM nicht nur den Höhepunkt, sondern auch das Ende einer langen Saison darstellt. Ende Mai war ich in Götzis aktiv, vier Wochen später in Ratingen und jetzt muss ich abwarten, ob meine Kräfte noch für einen dritten Siebenkampf auf diesem Niveau reichen. Wenn es mir gelingt, zum dritten Mal in Folge mehr als 6300 Punkte zu erzielen, wäre ich schon ausgesprochen zufrieden.

Im Gegensatz zur WM 2005 in Helsinki, die Sie auf Rang 13 beendeten, ist Ihr Trainer und Vater Reinhold Schwarzkopf in Göteborg akkreditiert. Wie wichtig ist das für Sie?
Schwarzkopf: Das ist mir extrem wichtig. In der Hektik des Wettkampfs ist mein Vater der Ruhepol, der mir die Nervosität nimmt und mit entscheidenden Tipps weiterhilft, mir sagt, ob ich beispielsweise den Anlauf um einen Schritt verlängern oder verkürzen soll. Das geht diesmal natürlich viel leichter als noch in Helsinki, wo er eine Karte wie jeder andere Zuschauer besaß.

In Göteborg gibt es noch eine weitere Premiere. Sie treten erstmals als beste deutsche Siebenkämpferin bei einem internationalen Wettkampf an. Spüren Sie eine besondere Belastung?Schwarzkopf: Es ist in der Tat eine neue Erfahrung für mich. Ich bin mir der Verantwortung bewusst und weiß, dass ich häufiger im Mittelpunkt stehen werde als bei den vorangegangenen Wettkämpfen. Aber unabhängig davon, ob der Deutsche Leichtathletik-Verband von mir eine Medaille erwartet oder mir ein paar Fachleute eine solche Platzierung zutrauen, kann ich nicht mehr machen, als mein Bestes zu geben. Ich habe in den vergangenen Wochen sehr gut trainiert und hoffe, dass ich verletzungsfrei bleibe und nicht zu nervös sein werde.

Artikel vom 05.08.2006