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Erstmals zwei Streiktage in Weiß

Klinik Mitte: Mehr als 60 Ärzte im Ausstand - Absage an Verdi

Von Michael Diekmann
und Hans-W. Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Die im Marburger Bund vertretenen Ärzte der kommunalen Klinik Bielefeld Mitte haben den Streik erstmals auf zwei Tage ausgeweitet, starten heute zur Großkundgebung auf dem Opernplatz in Hannover.

Eine Einigung dagegen ist in weiter Ferne. Der Verdi-Abschluss ist für die »Marburger« kein Thema.»Die können verhandeln mit wem sie wollen, und wenn es der Brauereiverband ist. Aber nicht mit uns«, sagt Dr. Christian Leuner. Der Kardiologe an den Kliniken Bielefeld-Mitte gibt seit Tagen 200 Prozent, spielt eine »unfreiwillige Doppelrolle«, ist gleichsam bestellter Streikleiter des Marburger Bundes im Hause und als Vertreter von Dr. Theo Windhorst Chefarzt der Kardiologie.
Früh um acht Uhr hatte Leuner am Dienstag mehr als 60 Kollegen zu einer zertifizierten Fortbildung im Institut an der Rohrteichstraße begrüßt. Von dort startete die Delegation gegen 10 Uhr nach Bad Oeynhausen zum Arbeitsplatz des VKA-Verhandlungsführers Prof. Otto Foit im Herz- und Diabetes-Zentrum. Heute soll es zur Großkundgebung nach Hannover gehen, nachdem sich die Bielefelder bereits um acht Uhr zu einer Vollversammlung in der Klinik getroffen hatten.
»Die Ärzte hier sind sehr entschlossen«, weiß Leuner. Und auch Verwaltungsleiter Klaus Janssen erwartet in der kommenden Woche nach Schulferienende ein entscheidendes Datum im Arbeitskampf zwischen kommunalen Kliniken und ihren Medizinern: »Dann sind fast alle aus den Ferien zurück, geht es um andere Zahlen, wird man sehen, wie viele dann vor die Tür gehen.« Janssen rechnet mit einem Abschluss des Arbeitskampfes auf absehbare Zeit. Auch der von VKA und verdi-Chef Bsirske gemachte Abschluss und die Aufforderung an den Marburger Bund, an den Tisch zurückzukehren, werde wirken.
Das sehen die im Marburger Bund organisierten Ärzte ganz anders. Leuner: »Erhöhte Stromrechnungen und Mehrwertsteuer kann die Klinik nicht durch Lohnabschläge bei uns bezahlen.« Die Klinik Mitte befand sich Dienstag im so genannten »Wochenend-Status«. Tumorpatienten und Notfälle wurden behandelt, reguläre Operationen fielen aus. Leuner selbst hatte als Kardiologe allein drei Notfälle per Katheter zu versorgen. Der Leitspruch der Ärzte gilt weiter: »Wir wollen auf keinen Fall die Patienten treffen.«

Artikel vom 02.08.2006