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Bäume speichern den Kohlenstoff

WESTFALEN-BLATT-Serie »Wald und Wild« - Folge 10: Der Forst und unser Klima

Bielefeld (gge). Volker Brekenkamp ist als Abteilungsleiter Forsten beim Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld für rund 1850 Hektar Stadt- und 300 Hektar Stadtwerke-Wald zuständig. Für das WESTFALEN-BLATT hat der 54-jährige Diplom-Forstingenieur und Leiter des Tierparks Olderdissen die Geschichte des Bielefelder Stadtwaldes auch unter Berücksichtigung der Hege und Pflege des heimischen Wildes aufgearbeitet. Lesen Sie heute Folge 10 unserer Serie »Wald und Wild in Bielefeld«.

Nachhaltig betriebene Forstwirtschaft und Holznutzung wirken sich positiv auf das Klima aus. Der Treibhauseffekt wird gegenwärtig zu 50 Prozent durch Kohlenstoffdioxid bewirkt. Er beruht darauf, dass neben diesem Kohlenstoffdioxid die Spurengase und Fluorkohlenwasserstoffe sowie Wasserdampf die kurzwellige Sonnenstrahlung passieren lassen, während sie die langwelligere Rückstrahlung von der Erde absorbieren und zu dieser zurückstrahlen.
Um den Treibhauseffekt wirksam einzudämmen, ist die Reduzierung aller klimarelevanten Gase erforderlich. Aber auch die Forst- und Holzwirtschaft spielt in diesem Rahmen eine wichtige Rolle.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts enthielt die Atmosphäre etwa 260 bis 280 ppm (Millionstel) Kohlenstoffdioxid. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Gas sowie durch die zusätzliche Zerstörung von Wald werden in jedem Jahr sechs Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid zusätzlich in die Atmosphäre freigesetzt, so dass der Wert bis heute auf 350 ppm anstieg.
Die Speicherung von Kohlenstoff ist die vorrangige Produktionsleistung des Waldes. Nach den Ozeanen sind Wälder die größten Kohlenstoffspeicher der Erde. Der im Wald gespeicherte Kohlenstoff wird ausnahmslos durch die Photosynthese aus der Atmosphäre gewonnen.
Die besondere Rolle von Wald gegenüber anderen Vegetationsformen besteht in seiner sehr langfristigen Speicherung von Kohlenstoff. Dieser Anteil wird der Atmosphäre entzogen und nimmt dort an physikalischen und chemischen Prozessen in dieser Zeit nicht teil.
Wald stellt eine Anhäufung von lebender und toter organischer Substanz dar. Wichtigstes Element darin ist der Kohlenstoff. In der lebenden Biomasse hat er einen Anteil von etwa 50 Prozent, in der toten Masse liegt er noch darüber.
Ein 100 Hektar großer Fichtenwald, in dem jedes Alter von einem bis 100 Jahren mit jeweils einem Hektar vertreten ist, bindet 48000 Tonnen Kohlenstoffdioxid.
Wälder sind der einzige Speicher, dessen Kapazität der Mensch direkt beeinflussen kann. Die Senkung des Kohlenstoffdioxidgehalts kann insofern durch die Schaffung von neuem Wald und Erhöhung der Vorräte an Holz in den bestehenden Forsten erreicht werden. Tatsächlich ist eine Erhöhung der Holzvorräte in Deutschlands Wäldern bereits in vollem Gange, da der Holzeinschlag um etwa 20 Millionen Kubikmeter niedriger liegt als der Zuwachs. Das führt dazu, dass jährlich fünf bis sechs Millionen Tonnen Kohlenstoff im Wald festgelegt werden.
Lesen Sie Freitag, 8. September, die 11. Folge unserer Serie »Wald und Wild in Bielefeld«. Thema dann: Wie Bauholz den Kohlenstoff konserviert.

Artikel vom 05.09.2006