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Spielideen in Bethel entwickelt

Experten kooperieren mit den Menschen der diakonischen Einrichtung

Von Jürgen Rahe
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Die Welt zu Gast in Bethel«, lautet das Motto vom 20. August bis 1. September. In diesen zwei Wochen werden Experten aus allen Kontinenten in die diakonische Einrichtung kommen, um behinderten Menschen über die Schulter zu schauen und mit ihnen an der Entwicklung neuer Spielmittel zu arbeiten.

»Ich freue mich, dass es gelungen ist, diese Veranstaltung im Bethel-Jahr durchführen zu können«, betonte gestern bei der Vorstellung des großen Ereignisses Pastor Friedrich Schophaus, Vorstandsvorsitzender der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Der 6. März 2006 nämlich war ein ganz besonderes Datum gewesen: der 175. Geburtstag von Friedrich von Bodelschwingh.
»Bei diesem Kreativitätsworkshop werden keine Spiele von oben herab entwickelt, sondern hier wird beim Nutzer angefangen«, betont Alexandra Heinzelmann (36), der es in erster Linie zu verdanken ist, dass die 20-köpfige Gruppe internationaler Experten gemeinsam mit drei behinderten Menschen aus Bethel im Veranstaltungszeitraum schöpferisch wirken kann. Bei den Experten handelt es sich unter anderem um Designer, Therapeuten, Künstler und Pädagogen.
»Spielen kann jeden fördern«, sagt die Kunst- und Ergotherapeutin Alexandra Heinzelmann, die im Kinderzentrum Bethel arbeitet und die das »Spielkulturen«-Projekt leitet. Dieses Projekt läuft unter der Schirmherrschaft von NRW-Minister Karl-Josef Laumann und unter dem Dach der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur.
Seit 1990 finden regelmäßig derartige weltweite UNESCO-Workshops zur Entwicklung therapeutischer Spielmittel statt. Die Ausrichtung wurde von der UNESCO dauerhaft an den Berliner Verein »Fördern durch Spielmittel« übertragen. Vereinsvorsitzender ist Siegfried Zoels (65), der gestern seine feste Überzeugung aussprach, dass nach Beendigung des Betheler Workshops nicht nur mehrere innovative Spielideen präsentiert werden können, sondern es zudem möglich sei, diese in der Folge weiterzuentwickeln, in den eigenen Werkstätten zu produzieren und anschließend zu vermarkten.
Wichtig bei dem ganzen Projekt sei, an die Sache positiv heranzugehen, fügte Zoels hinzu. Negative Fingerbewegungen von behinderten Menschen beispielsweise könnten am Ende in bejahender Weise ausstrahlen - man müsse halt nur Fingertiere über die Finger stülpen. Ein anderes Beispiel nannte Zoels aus der Vergangenheit: »Bei einem Workshop hat mal ein Designer ein Mühlespiel für blinde Menschen umgearbeitet.«
Vom Betheler Workshop kann sich auch die Öffentlichkeit einen Eindruck verschaffen: am 20. und 21. August in der »Neuen Schmiede« in Bethel. Am Sonntag, 27. August, findet im Theaterlabor »Tor 6« ein »Spielkulturen«-Theaterabend statt, und das Finale am Freitag, 1. September, zeigt von 14 bis 18 Uhr die Workshop-Ergebnisse in der »Neuen Schmiede«.

Artikel vom 03.08.2006