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Multikultureller Mode-Mix
Die neuen Herbst-/Wintertrends sind von diversen Einflüssen geprägt
Die Mode für Herbst und Winter ist inspiriert von unterschiedlichsten Kulturen und Epochen. Uniform trifft auf schwungvolle Folklore, Nostalgie und Ethnisches mischen sich mit Metallic-Effekten und sportivem Style.
Mode-Experten zufolge wurde der stilistische Mix ausgelöst von einem neuen Bewusstsein für die Haute-Couture und für das Handwerk. Traditionelle Einflüsse und historische Reminiszenzen bieten viel Platz für individuelle Styles. Edle Materialien rücken in den Vordergrund.
Fünf Themen bestimmen den modischen Jahreswechsel:
St. Petersburg 1900
Ein Look, der ebenso stürmisch und widersprüchlich ist wie die Epoche, die ihn inspiriert: die Zarenzeit unter Nikolaus II. Mal militärisch streng im Uniformstil, dann wieder elegant wie die abendlichen Gesellschaftsroben mit zarten Stoffen, feinen Spitzen, schmalen Rüschen und Schleifen.
Paris 1910
Es war eine unbeschwerte Zeit des Luxus, als die französische Hauptstadt im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ihren neuen Fixstern, den Modeschöpfer und Maler Paul Poiret, feierte. Er befreite die Frauen vom Korsett und machte die geraden Kleider mit hoher Taille zur Projektionsfläche der zeitgenössischen Malerei.
Ihm folgte in den 20er Jahren Coco Chanel, die mit Jumper und Jersey, kleinem Schwarzen und unechtem Modeschmuck die Emanzipation der Frau über Eleganz und Einfachheit perfekt zusammenführte. Haute-Couture-Wurzeln wie diese greift die junge Mode-Avantgarde von heute wieder auf. Unbeschwert übersetzt, entsteht daraus eine neue Formensprache, die keiner grellen Farben bedarf.
Shanghai 1920
Ein glamouröser Jet-Set-Stil trifft den reichen ethnischen Stil mit fröhlichen Farben und Mustern. Die Metropole galt in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts als »Paris des fernen Ostens«. Hier vereinigte sich zwischen mondänen Art-Déco-Hotels und chinesischen Opiumhöhlen ein buntes Völkergemisch, das den westlichen Lebensstil mit östlicher Folklore verband. Heute liefern die Trachten der Balkan-Völker und ihrer asiatischen Nachbarn hochfarbige Blumen und zarte Arabesken als Vorlage für Drucke und Stickereien.
London 1950
Traditionelle Stoffe und nostalgische Styles huldigen der britischen Eleganz. Das Thema steht für Fashion-Tradition im besten britischen Sinne - ein bisschen Sherlock Holmes und Miss Marpel für Jedermann. Den zeitlosen Klassikern wird gehuldigt und speziell der Wolle. Verstrichene Karos, Tweeds, Glenchecks, Fischgrats und Jacquards mit Tapisseriemotiven ziehen sich bis in den Casualbereich. Dazu kommen Cord und Samt, beschichtete Outdoor-Cottons, gewalkte Qualitäten und flache Felle.
New York 1960
Die amerikanische Metropole ist in den frühen Sechzigern jung und szenig. Das, was sie ausspuckt, ist frech, revolutionär und anders. Die Kunstszene um den Grafiker und Filmemacher Andy Warhol blüht, und die vorherrschende feminine Haute-Couture-Eleganz wird durch die Straßen- und Clubkultur aus dem Untergrund revolutioniert.
Nüchterne, geometrische Formen bestimmen die Kleiderlinie, Schwarz-Weiß-Kontraste das Farbenspiel.

Artikel vom 09.09.2006