04.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mehr Quantität - und die Qualität?

SC Paderborn 07: Bester Zweitliga-Aufsteiger strebt erneut Mittelfeldplatz an

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Als erster Absteiger gehandelt, als bester Aufsteiger mit 46 Punkten auf Platz neun abgeschlossen. Keine Frage, der SC Paderborn 07 war eine der ganz großen Überraschungen der abgelaufenen Zweitliga-Saison und hat alle Kritiker eines Besseren belehrt. Jetzt will der Underdog auch die abgedroschene Weisheit, wonach das zweite Jahr für einen Neuling immer das schwerste ist, widerlegen.
Einziger Paderborner Neuzugang mit Stammplatzgarantie: Andrew Sinkala.Foto: Stefan Hörttrich

»Wir wollen wieder einen sicheren Mittelfeldplatz belegen«, gibt Trainer Jos Luhukay das Ziel vor. Dafür wurde der Kader vergrößert, sechs Abgängen stehen acht Neuzugänge gegenüber. Die erste Voraussetzung ist somit erfüllt. »In der Breite sind wir besser aufgestellt«, sagt der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk. Die große Frage lautet aber: Hat sich mit der gestiegenen Quantität auch die Qualität verbessert? Eine Antwort fällt gut eine Woche vor dem Saisonstart bei Eintracht Braunschweig schwer.
Beim Stichwort Qualität fallen vor allem zwei Namen: Markus Bollmann und Marcel Ndjeng. Die zwei Stammspieler stiegen in die erste Liga auf und wechselten zum OWL-Nachbarn Arminia Bielefeld. »Dass die beiden nicht mehr dabei sind, tut uns sehr weh. Sie waren sportlich wie menschlich zwei echte Leistungsträger. Marcel hatte mit neun Toren eine unglaubliche Effizienz und Markus zählte mit Roel Brouwers zu den besten Innenverteidigungen der Liga«, trauert Luhukay diesen Abgängen hinterher und hofft gleichzeitig, »dass wir bei den Neuzugängen ein ähnlich glückliches Händchen hatten wie im Vorjahr«.
Da war nur der erst aussortierte und im Winter zu RW Essen gewechselte Danijel Stefulj ein Flop. Die meisten anderen Neuen übertrafen sogar die Erwartungen. Das Erfolgsgeheimnis war aber der Teamgeist. »Es geht nur über das Kollektiv«, bleibt Luhukay seinem Motto auch im zweiten Jahr treu.
Mittendrin statt nur dabei ist auf einmal Dusko Djurisic. Er stand in der Vorsaison im Schatten des Duos Brouwers/Bollmann und soll jetzt die Position des Neu-Bielefelders einnehmen. Die Viererkette vor Torwart Tom Starke ist mit Brouwers und Djurisic innen sowie Garry de Graef links und David Fall rechts stabil. In der Offensive offenbarten sich in den bisherigen Testspielen allerdings große Schwächen.
Einen Stammplatz, daher die Zweifel an der gestiegenen Qualität, hat von den Neuzugängen nur Andrew Sinkala im defensiven Mittelfeld sicher. Auf dem besten Weg dorthin befindet sich Youngster Timo Röttger, der in der Vorbereitung gefiel. Das galt bis zu seiner Schulterverletzung auch für den Brasilianer Fumaca (siehe Extra-Text). Die Novizen Yilmaz Örtülü, Jerome Colinet, Nils Döring und Dion Esajas scheinen nicht mehr als Ergänzungen zu sein.
Die Aufstiegs-Euphorie im Rücken und den Umzug in die Paragon-Arena vor Augen, das war der SCP vor einem Jahr. Jetzt muss die Klasse wieder gehalten werden, um den Traum vom Profifußball im neuen Stadion zu verwirklichen. Dort wird die Kugel nach dem Baustopp allerdings frühestens zu Saisonbeginn 2007/2008 rollen.

Der SCP-Kader
Abgänge: Marcel Ndjeng, Markus Bollmann (beide DSC Arminia Bielefeld), Albert Bunjaku (RW Erfurt), Bernhard Erkinger (FC Lustenau), Stephan Loboué (SpVgg Greuther Fürth), Sebastian Schoof (Kickers Emden).
Tor: Tom Starke, Lukas Kruse, Sebastian Lange (eigene Jugend).
Abwehr: Thorsten Becker, Roel Brouwers, Garry de Graef, Lionel Djebi-Zadi (Ross County FC), Dusko Djurisic, Nils Döring (SF Siegen), David Fall, Markus Krösche.
Mittelfeld: Stephan Maaß, Marc Gouiffe à Goufan, Daniel Brinkmann, Jerome Colinet (Roda Kerkrade), Hüzeyfe Dogan, Fumaca (Türkiyemspor Berlin), Andrew Sinkala (1. FC Köln), Dennis Schulp, Yilmaz Örtülü (1. FC Saarbrücken), Mehmet Dragusha, Benjamin Schüßler, Timo Röttger (Bayer Leverkusen).
Angriff: René Müller, Dion Esajas (FC Zwolle).

Artikel vom 04.08.2006