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Bundesbehörde lässt
Baumhaus abreißen

Drei Jungen müssen Arbeit von einem Jahr vernichten

Von Per Lütje (Text und Foto)
Löhne (WB). Robin, Christoph und Lukas aus Löhne-Gohfeld (Kreis Herford) bricht es das Herz. Ein Jahr lang haben sie unzählige Stunden investiert, um ein Baumhaus im XXL-Format zu zimmern.

Nun müssen sie es abreißen, weil es auf einem Grundstück errichtet wurde, das dem Bund gehört. »Dabei stören wir hier doch niemanden«, kann der 13-jährige Robin das Vorgehen der Behörde nicht verstehen.
Einen schöneren Platz für ihre eigenen vier Wände als das idyllische Sudbachtal hätten sich die drei Jungen gar nicht aussuchen können. Angefangen hatte alles mit einem simplen Hochsitz gegenüber einer abschüssigen Wiese, auf der das Trio im Winter immer Schlitten fährt. »Dann sind wir auf die Idee gekommen, ein Baumhaus zu errichten«, sagt Robin.
Binnen eines Jahres fertigten die Nachwuchszimmerer stolze fünf Stockwerke. Dann stoppten die Eltern den Bau, weil ihnen die Höhe langsam zu luftig wurde. »Deshalb haben wir umgeplant und wollten am Baum gegenüber ebenfalls zwei Stockwerke errichten und beide Baumhäuser dann mit einer Brücke verbinden«, sagt Robin. Anschließend wollten Robin und Daniel, die gemeinsam in einer Punkband spielen, die hölzerne Unterkunft als Probenraum nutzen.
Dazu sollte es aber nicht mehr kommen. Denn in der vergangenen Woche prangte ein weißer Zettel an dem Baumhaus mit der Aufforderung, es bis zum 1. August zu entfernen. »Da war keine Unterschrift, kein Name, sondern nur ein Stempel«, erzählt der 13-Jährige. Und zwar ein Stempel der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit Sitz in Bielefeld.
Die Jungs riefen bei der Behörde an. »Es sieht so aus als würde man uns eine längere Frist einräumen, um das Haus zu entfernen. Weg muss es aber«, meint Robin Scott Römer nach dem Gespräch.
Sogar eine Baumhauskasse hatten die drei eingerichtet, in die jeder monatlich drei Euro einzahlte. Davon wurden dann zum Beispiel Nägel gekauft »Die Jungs haben wirklich sehr viel Herzblut da hineingelegt. Wir haben zwar geahnt, dass das vielleicht noch Ärger geben könnte. Aber so etwas ist doch allemal besser, als vor dem Computer zu sitzen«, sagt Regina Römer.
Am Wochenende erhielten Robin, Christoph und Daniel überraschenden Besuch auf ihrer Baustelle. Der Leiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kam, um den Jungen die Entscheidung zu erklären. »Wir sind übrigens nicht von uns aus aktiv geworden«, erklärte Manfred Beckmann. Vielmehr sei man vom Kreis Herford aufgefordert worden, gegen das Baumhaus vorzugehen. »Es ist toll, was ihr gebaut habt. Aber schon aus Gründen der Verkehrssicherheit und der Haftpflicht, wenn einem von euch etwas passiert, darf das Baumhaus nicht auf dem fremden Grundstück bleiben«, sagte der 52-Jährige.
Nachdem sich die erste Enttäuschung gelegt hat, verfolgen Robin, Christoph und Daniel jetzt schon wieder neue Pläne. Die Drei wollen nun im elterlichen Garten einen Skaterhalle bauen.

Artikel vom 31.07.2006