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Gold und Bronze auf der langen Distanz

Heute springen die Schwimmer bei der EM ins Becken

Budapest (dpa). Angela Maurer ist Europas Langstrecken-Königin. Als die 31 Jahre alte Wiesbadenerin gestern geschafft, aber glücklich mit Gold über 25 Kilometer aus dem Plattensee kletterte und strahlend mit Bronzemedaillen-Gewinnerin Stefanie Biller für das Siegerfoto posierte, stand Britta Kamrau-Corestein als drei Mal entthronte Titelverteidigerin einsam abseits.
»Ich bin ganz schön kaputt und happy«, sagte Angela Maurer, die nach zweijähriger Mutterschaftspause mit Gold über 10 und 25 Kilometer bei den Europameisterschaften der Langstreckenschwimmer in Ungarn den größten Erfolg ihrer Karriere feierte und sich auf die Weltmeisterschaften Ende August in Neapel freut.
Die Rostockerin Britta Kamrau-Corestein ging als Fünfte erneut leer aus. »Ich bin traurig«, sagte die 27 Jahre alte dreimalige Weltmeisterin. »Und wütend auf die Gewinnerin, die sich acht Kilometer an mich herangehängt hat. Dabei hatten wir Teamarbeit abgesprochen.« Nach dem Desaster im Plattensee kündigte die nach dem Hickhack um ihre Nominierung gestresste Jura-Studentin ihren möglichen WM-Verzicht an: »Ich bin müde im Kopf.« Auch die kurze Aussprache und anschließende Umarmung mit Angela Maurer, die den Vorwurf zurückwies, konnten sie nicht trösten.
Angela Maurer und Stefanie Biller sicherten der deutschen Mannschaft bei insgesamt vier Gold-, einer Silber- und zwei Bronzemedaillen zum dritten Mal in Folge nach 2002 und 2004 den Platz als Europas Nummer eins.
Als Maurer nach 5:34:27,1 Stunden Kampf bei schwüler Hitze und 28 Grad Wassertemperatur wieder an Land war, war sie »fast zu fertig, um etwas zu sagen«. Bei Kilometer 18 waren ihr Biller und die Zweitplatzierte Russin Natalia Pankina beinahe davongeschwommen. »Da habe ich auf die Tube gedrückt«, sagte sie. »Als ich sie eingeholt hatte, habe ich mich etwas ausgeruht und mir dann gesagt: jetzt alles oder nichts.« Am Ende hatte sie Gold - und kassierte für zwei Titel 16 000 Euro Siegprämie. Die 20-jährige Studentin Stefanie Biller (Burghausen) freute sich über Bronze und war »froh, wieder an Land zu sein. Noch nie habe ich ein so dramatisches Rennen mitgemacht.«
Bei den Männern belegte der 23-jährige Toni Franz (Leipzig) als bester Deutscher mit 3:45,1 Minuten Rückstand auf Sieger Gilles Rondy (Frankreich/5:10:17,3 Stunden) den elften Platz.
Russlands Synchronschwimmerinnen sind auf dem Kontinent überragend. Mit dem gestrigen EM-Erfolg im abschließenden Gruppen-Wettbewerb am Sonntag machten die Russinnen in Budapest ihren vierfachen Triumph perfekt. Deutschland blieb mit 80,900 Punkten unter elf Mannschaften nur der letzte Platz. Heute wollen die Beckenschwimmer in Budapest die Medaillenspur aufnehmen. Die deutsche Frauen-Staffel über 4 x 100 m Freistil gilt dabei als Titelkandidat, die Männer sind zumindest für eine Medaille gut.

Artikel vom 31.07.2006