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Bayerns Großbaustelle:
Team 2006 noch in Arbeit

Trainer Felix Magath warnt vor den WM-Spätfolgen

München/Rottach-Egern (dpa). Gut zwei Wochen vor dem Bundesliga-Start steht Felix Magath beim Neuaufbau des FC Bayern München nach Michael Ballack praktisch noch ganz am Anfang. Das »Team 2006« existiert bislang nur auf dem Reißbrett, tatsächlich fühlt sich der Trainer des deutschen Fußball-Meisters wie auf einer Großbaustelle.

»Da wird die Zeit schon knapp, um Dinge einzustudieren«, gestand Magath. Er kämpft auch im zweiten Trainingslager der Saison-Vorbereitung am Tegernsee noch mit den Nachwirkungen der Weltmeisterschaft, denn erst seit kurzem stehen ihm auch die vier deutschen Nationalspieler sowie der Franzose Willy Sagnol wieder zur Verfügung. »Keine Frage, dass so etwas problematisch ist, es sind ja gleich fünf Spieler«, sagte Magath, der bereits einen holprigen Saisonstart einkalkuliert.
Kapitän Oliver Kahn im Tor, Willy Sagnol und Philipp Lahm auf den Außenpositionen der Abwehrkette sowie die jungen Publikumslieblinge Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski in der Offensive sind als Eckpfeiler bei der erneuten Jagd nach Meistertitel und Pokalsieg sowie einem besseren Abschneiden in der Champions League vorgesehen. Doch nach dem WM-Urlaub und nur zwei Wochen Vorbereitung kann das Quintett bis zum Bundesliga-Eröffnungsspiel am 11. August gegen Borussia Dortmund noch nicht wieder in bester Verfassung sein.
Ein erster Test in Japan wurde verloren: Mit einem 0:1 gegen die Urawa Red Diamonds im Gepäck kehrten die Bayern zurück, dafür hatten sie aber 1,5 Millionen Euro Gage auf dem Konto.
»Das Problem ist, alle auf ein Niveau zu bringen. Damit beschäftige ich mich jetzt«, sagte Magath. Er bezeichnet die schwierige Situation allerdings auch als »eine besondere Herausforderung« für sich. Das Zauberwort heißt »Flexibilität«.
Eine Einsatz-Garantie habe niemand, betonte Magath bereits vor dem Ausbruch des großen Konkurrenzkampfes. Auch der 10 Millionen Euro teure Neuzugang Podolski kann sich absolut nicht sicher sein, zum Bundesligastart auf dem Platz zu stehen. »Es war hier intern noch nie ein Thema, dass einer eine Stammplatz-Garantie hat«, sagt Magath.
Unterstützung erhielt der Coach von Uli Hoeneß. »Ein Spieler muss sich hier durchsetzen und Leistung bringen. Es gibt keinen Bonus«, sagte der Manager. Die Startelf gegen Dortmund zeichnet sich noch nicht einmal ansatzweise ab, und wer in die Ballack-Rolle schlüpft, ist ebenfalls ungewiss. Der Niederländer Ruud van Nistelrooy, der lange Zeit auf der Wunschliste stand, entschied sich gegen die Bayern. Er stürmte von Manchester United zu Real Madrid.
»Wir arbeiten hier schon ohne van Nistelrooy«, verkündete Magath in Rottach-Egern gelassen, »das könnten wir auch die ganze Saison.« In Roy Makaay, Claudio Pizarro, Roque Santa Cruz und Podolski verfügen die Bayern bereits über erhebliche Angriffs-Power. Van Nistelrooy kommt nicht, aber Magath hat sich bereits in einem Punkt klar festgelegt. »Bayern München wird nicht wie Italien oder Portugal bei der WM mit nur einer Spitze spielen, sondern mindestens mit zwei.«
In Abwehr und Mittelfeld bleibt der Coach dagegen vage. Auch eine Abkehr vom bislang praktizierten 4-4-2-System hin zu einem 3-5-2 ist nicht ausgeschlossen. »Die Möglichkeit mit einer Dreierkette und einem Fünfer-Mittelfeld halte ich mir offen«, erklärte Magath. So könnten Neuzugang Daniel van Buyten, der Brasilianer Lucio und der Franzose Valerien Ismael auch zusammen verteidigen. »Für mich ist das kein Problem«, sagte Lucio. Er sei so 2002 mit Brasilien Weltmeister geworden, auch in Leverkusen habe er früher in einer Dreierkette verteidigt. Aktuell ist diese Variante aber nicht, so Magath: Zwar hat Lucio nach seinem WM-Urlaub das Training wieder aufgenommen, aber Ismael muss nach einer Schienbein-Operation weiterhin pausieren.

Artikel vom 04.08.2006