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Moneten statt Mythen

Formel 1 in Deutschland: Hockenheim ist 2007 draußen

Hockenheim (dpa). Wehmütiges Ende einer Ära - tröstende Worte vom Formel-1-Chef: »Deutschland wird immer ein Formel-1-Rennen im Jahr haben«, beruhigte Bernie Ecclestone die Gastgeber am Rande des vorerst letzten Rennens auf dem Hockenheimring.

Dies gelte auch für die Zeit nach Michael Schumacher. Es werde niemals passieren, dass in Deutschland kein Rennen stattfinde, so Ecclestone. Dennoch ist am Sonntag mit der 30. Auflage des »Großen Preis von Deutschland« auf dem Hockenheimring eine Ära zu Ende gegangen.
Denn 2007 wird der einzige WM-Lauf in Deutschland wahrscheinlich auf dem Nürburgring ausgetragen. 2008 würde dann wieder in Hockenheim gefahren. Auf diese Lösung werde es hinauslaufen, so Ecclestone, der beide Strecken für »exzellent« hält.
Jedoch liegen dem 75-Jährigen nach eigener Aussage so viele Anfragen aus anderen Ländern vor, dass in Zukunft nicht zwei Mal in Deutschland gefahren werden könne. Zu den Kandidaten zählen neben Mexiko auch Südafrika und Südkorea.
Am Hockenheimring spielen aber auch die steigenden Kosten und damit einhergehend die weitere Verschuldung eine gewichtige Rolle für die (Not-)Lösung. Denn derzeit steht die zuständige GmbH, die zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Hockenheim ist, mit 33 Millionen Euro in der Kreide. »Wir hätten die Formel 1 gern weiter bei uns. Aber sie muss finanzierbar sein«, sagte der GmbH-Vorsitzende und Oberbürgermeister Dieter Gummer. Ein Grund dürften dabei auch die Überweisungen an Ecclestone sein, die sich angeblich jährlich um zehn Prozent erhöhen sollen. »Vorfahrt Ecclestone: Moneten statt Mythen«, titelten am Samstag die »Stuttgarter Nachrichten«.
Hinzu kommt das weiter sinkende Zuschauer-Interesse. Nach offiziellen Angaben soll die Qualifikation am Samstag 74 000 Fans angelockt haben. Der Blick auf die spärlich besetzten Tribünen verhieß jedoch anderes. Pragmatisch beurteilte Rekord-Weltmeister Schumacher die Situation bei seinem möglicherweise letzten Rennen auf dem Ring in der Kurpfalz. »Ich finde es toll von beiden Rennstrecken, sich so zu arrangieren«, sagte der 37-Jährige. Die derzeitige Entwicklung habe sich ja »schon über mehrere Jahre immer wieder angekündigt«.

Artikel vom 31.07.2006