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Der Allerkleinste wird zum strahlenden Sieger

Marco Hober gewinnt Probetraining beim FC Bayern

Von Peter Monke (Text)
und Markus Poch (Fotos)
Brackwede (WB). Nach fünf Stunden Fußball bei subtropischen Temperaturen ist Marco Hober (10) ein bisschen kaputt. Elf Tore hat er für seine Mannschaft, die »Mini-Kicker«, geschossen. Das hat beim Real-Junior-Cup gerade mal zum vorletzten Platz gereicht. Trotzdem ist der mit Abstand kleinste und jüngste Spieler des Turniers heute der Allergrößte.

Denn die Jury hat ihn zum besten Spieler des Turniers gewählt. Als Preis bekommt er etwas, wovon viele Nachwuchskicker träumen: Ein Probetraining beim FC Bayern München, verbunden mit dem Besuch eines Bundesligaspiels in der Allianz- Arena. »Ich hätte nie gedacht, dass ich gewählt werde«, sagt Marco und zeigt stolz sein frisch gewonnenes Trikot, auf dessen Rückseite deutlich der Schriftzug »Fußball-Wunderkind« zu lesen steht.
Boris Hirschmüller (27), der gemeinsam mit drei Kollegen die Jury stellte, erklärt, warum der Zehnjährige gewonnen hat: »Obwohl er seinen Gegenspielern oft nur bis zum Bauchnabel ging, hat er unglaublich viel Übersicht bewiesen - nicht zuletzt dank seiner für dieses Alter extrem starken Ballsicherheit.« Klingt ganz so, als könnte dies der Anfang einer viel versprechenden Fußball-Karriere für Marco sein, der sonst im Mittelfeld des VfR Wellensiek kickt. Zum Probetraining nach München will er auf jeden Fall fahren - auch wenn die Reise ziemlich weit ist und sein Fußballer-Herz eigentlich für Schalke 04 oder Werder Bremen schlägt.
Insgesamt nahmen 35 Spieler der Jahrgänge 1993 bis 95 am Straßenfußball-Turnier der Supermarkt-Kette teil. In einer Gruppe aus neun Mannschaften spielte zunächst jeder gegen jeden, ehe die besten vier Teams über Halbfinale und Finale ihren Sieger ermittelten. Es gewannen die »Fifa-Street-Boys« Yannick Ellguth (12), Louis Ellers (13), Jan-Laurenz Schneider (13) und Nils Verlsteffen (13), die normalerweise für die C-Jugend des SC Verl ihre Stiefel schnüren. Im Endspiel setzten sie sich mit 5:2 gegen die favorisierte Truppe der »Selecao junior« durch, gegen die sie in der Vorrunde noch klar und deutlich mit 3:8 verloren hatten.
Boris Hirschmüller war mit dem Niveau des Turniers vollauf zufrieden. Seit sechs Jahren tingelt der mittlerweile ausgelernte Sport-Student mit dem Real-Junior-Cup durch die Städte Deutschlands.. 240 Stationen sind es in diesem Jahr - da kann man beurteilen, wie es um den Jugendfußball steht. »Das Märchen vom aussterbenden Straßenfußballer stimmt einfach nicht«, sagt er. Ganz im Gegenteil: Es gebe immer mehr technisch begabte Spieler, die im Vergleich zu früheren Jahrgängen eine bessere Übersicht hätten und auch das Spiel ohne Ball beherrschen würden. Marco ist einer von ihnen - und wer weiß, vielleicht beerbt er beim FC Bayern ja eines Tages einen Topspieler wie Mehmet Scholl.

Artikel vom 29.07.2006