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Ein Tanz auf dem Ferrari:
Schumacher »rockt« am Ring

Großer Preis von Deutschland: der 89. Sieg für den Rekord-Weltmeister

Hockenheim (dpa). Mit einer »Spazierfahrt« hat Michael Schumacher bei seinem möglicherweise letzten Heimrennen auf dem Hockenheimring dem schwächelnden Fernando Alonso eine Lektion erteilt und kann nach seinem Sieg-Hattrick wieder aus eigener Kraft den achten WM-Titel einfahren.

»Das ist ein super tolles Wochenende. Überragend. Es hätte nicht schöner laufen können«, sagte der Sieger des 30. »Großen Preis von Deutschland« am Sonntag. Zusammen mit seinem zweitplatzierten Teamkollegen Felipe Massa feierte er kurz nach dem Zieleinlauf den zweiten Doppeltriumph in dieser Saison ausgelassen und tanzte mit dem Brasilianer auf seinem Ferrari.
Dagegen büßte Alonso im Renault vor offiziell 118 000 Zuschauern als Fünfter im zwölften WM-Lauf wichtige Punkte im Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft ein. »Es ist ein enger Kampf zwischen Michael und mir, Ferrari und Renault. Wir haben noch elf Punkte Vorsprung«, sagte Alonso. Sein Rivale Schumacher will auch beim nächsten Rennen in Budapest am Sonntag auf der Überholspur bleiben. »Ich denke, dass wir den Rückstand rasch weiter reduzieren können und es in den letzten Grand Prix' ein Kopf an Kopf Rennen gibt«, sagte er. In den sechs noch ausstehenden Rennen kann Schumacher nun wieder aus eigener Kraft Weltmeister werden. »Das wird richtig, richtig spannend. Vielleicht haben wir am Ende die Nase vorn«, hoffte der Ferrari-Star nach seinem 89. Grand-Prix-Erfolg.
Zwischen Alonso, dem es einen Tag nach seinem 25. Geburtstag die Feierlaune verschlug, schoben sich noch McLaren-Mercedes-Mann Kimi Räikkönen (Finnland) und der britische Honda-Pilot Jenson Button. »Es ist schon ein bisschen überraschend, dass wir so weit vorne stehen. Wir müssen jetzt weiter pushen«, meinte Schumacher. Mit seinem Teamkollegen lag er von der elften Runde an vorne und fuhr seinen insgesamt vierten Erfolg in Hockenheim - öfter siegte kein anderer Pilot in der Kurpfalz - am Ende locker in 1:27:51,693 Stunden nach Hause.
Dagegen gingen die drei weiteren deutschen Lokalmatadoren auf 306,458 Kilometern leer aus. Ralf Schumacher landete im Toyota lediglich auf Rang neun, Nico Rosberg aus Wiesbaden (Williams) und Nick Heidfeld (BMW) schieden kurz nach dem Beginn aus. Nerven zeigte aber auch Titelverteidiger Alonso, der beim Start noch zwei Plätze gut gemacht hatte und vom siebten auf dem fünften Platz vorgefahren war. Kurz vor dem Rennende kam der bislang jüngste Weltmeister aber von der Strecke ab und konnte seinen Renault nur mit letzter Kraft wieder in die Spur bringen.
Überraschend war der Spanier nur eine Runde nach Schumacher zum ersten Mal an die Box gefahren, nachdem der mit wenig Benzin ins Rennen gestartete Pole-Mann Räikkönen den Tankreigen schon in der 10. Runde eröffnet hatte. Als Alonso auf die Strecke zurückkehrte, hatte Schumacher sogar zwei Sekunden gut gemacht und lag 38,8 Sekunden vorne. Nach weniger als einem Drittel der Renndistanz war die Vorentscheidung somit gefallen. »Es gab keine kritischen Momente für uns. Wir konnten relativ locker fahren«, sagte Schumacher nach seinem dritten Sieg in Serie.
Ralf Schumachers Aufwärtstrend mit dem vierten Rang zuvor in Magny Cours wurde durch eine frühe Kollision und eine Durchfahrtsstrafe wegen Geschwindigkeitsübertretung in der Boxengasse gebremst. »Man kann nicht von Schadensbegrenzung sprechen. Wir hätten auf jeden Fall auf das Podium fahren können«, sagte er. Gleich in der ersten Runde war Landsmann Rosberg von der Strecke abgekommen und in der Streckenbegrenzung gelandet.
Auch für Heidfeld lief es nicht besser. Er musste seinen BMW in der elften Runde abstellen. »Ich habe im Gedränge einen Schlag bekommen. Die Reifen und Bremsen waren beschädigt. Es wäre zu gefährlich gewesen weiterzufahren«, sagte er, dessen Teamkollege Jacques Villeneuve nach Abflug ebenfalls vorzeitig ausschied.

Artikel vom 31.07.2006