31.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Mann mit
der Pelzmütze

Ivan Rebroff wird heute 75 Jahre alt

Offenburg (dpa). Ivan Rebroff würde ohne russische Pelzmütze nie eine Bühne betreten. Das unverwechselbare Erscheinungsbild des Sängers ist zu seinem Markenzeichen geworden. Dazu gehören auch ein schwerer Pelzmantel und der gepflegte Vollbart ebenso wie eine starke Stimme. Heute wird Rebroff 75 Jahre alt.

»Ich habe die russische Seele nach Deutschland gebracht«, sagt Rebroff. Der schwergewichtige Bassbariton, der über einen Stimmenumfang von viereinhalb Oktaven verfügt, hat sich schon früh auf russische Folklore spezialisiert. Mit Erfolg: Im hart umkämpften internationalen Musik- und Showgeschäft ist Rebroff als singender Russe seit fast 40 Jahren eine feste Größe. »Ich bin in Deutschland und in vielen anderen Ländern der Welt der bekannteste Russe. Obwohl ich nie in Russland gelebt habe«, sagt Rebroff.
»Wenn ich einmal reich wär'« - das Lied des Milchmanns Tevje aus dem Musical »Anatevka« machte ihn 1968 schlagartig berühmt. Knapp 1500 Mal in Folge stand er seit dem Erfolg im Pariser Theater »Olympia« in dieser Rolle auf der Bühne, die ersten 500 Aufführungen sang er vor ausverkauftem Haus.
Nach diesem ersten Erfolg feilte Rebroff an seinem Image. Er absolvierte als Solist Tourneen rund um den Globus, gab fast 8000 Konzerte und machte sich einen Namen als Ein-Mann-Kosakenchor. Im deutschen Fernsehen wurde er zum Dauergast. Im Laufe seiner Karriere erhielt Rebroff weltweit 50 Goldene Schallplatten und eine Platinplatte. 1986 wurde er für seine Verdienste um die Völkerverständigung mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Geboren wurde Rebroff 1931 im Berliner Bezirk Spandau, mit bürgerlichem Namen heißt er Hans-Rolf Rippert. Die Mutter war angeblich Russin, der Vater ein hessischer Ingenieur mit russischen Vorfahren.
1953 legte sich Rippert den Künstlernamen Rebroff zu. Er orientierte sich dabei nach eigenen Angaben an einem großen Sänger des Moskauer Bolschoi-Theaters. Der Anlass für den Künstlernamen: Nach Gesangs- und Schauspielunterricht sowie einem Gesangsstudium an der Staatlichen Musikhochschule in Hamburg wurde Rippert Mitglied eines Schwarzmeer-Kosakenchors.
Mit diesem unternahm der gebürtige Berliner ausgedehnte Tourneen, die seine späteren Erfolge als russischer Folklore-Sänger vorbereiteten. Dazwischen war Rebroff an der Oper in Gelsenkirchen und in Frankfurt engagiert. Der große Durchbruch im Opernfach blieb ihm jedoch versagt.
Der überzeugte Junggeselle Rebroff, der fünf Sprachen fließend spricht, geht nach eigener Aussage weiter mit ungebrochener Energie an die Arbeit. Alter sei keine Frage der Jahre, sondern der Einstellung. »Das größte Geschenk meines Lebens ist meine Stimme.«

Artikel vom 31.07.2006