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Wal-Mart zieht sich zurück

Real übernimmt deutsche SB-Märkte -ƊFeuerstein verlässt Metro-Vorstand

Düsseldorf (dpa). Mit dem Weltmarktführer Wal-Mart zieht sich erneut ein ausländischer Einzelhandelskonzern aus dem hart umkämpften deutschen Markt zurück. Achteinhalb Jahre nach dem Markteintritt gibt der US-Konzern sein verlustreiches Deutschlandgeschäft an den Konkurrenten Metro ab.
Nach sieben Jahren ist für die Supermarktkette Wal-Mart in Deutschland Schluss. Im August 1999 hatte Ron Tiags in Dortmund mit großen Hoffnungen das erste deutsche Wal-Mart-Supercenter eröffnet.

Metro übernimmt die 85 Selbstbedienungs-Warenhäuser, teilten beide Seiten am Freitag in Düsseldorf und Bentonville (Arkansas) mit. Die Metro will mit dem Zukauf die in Deutschland schwächelnde Tochter Real stärken. Sie schließt nicht aus, dass einzelne der Wal-Mart-Filialen, von denen sich keine in OWL befindet, geschlossen werden könnten.
Wal-Mart Germany erzielte im vergangenen Jahr mit bundesweit mehr als 11 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2 Milliarden Euro. Zum Geschäftsergebnis wurden keine Zahlen genannt. Wal-Mart Germany schreibt bereits seit dem Start Ende 1997 rote Zahlen.
Der US-Konzern hatte zunächst 21 Wertkauf-Märkte und ein Jahr später 74 Interspar-Märkte übernommen. Der Markteintritt löste sogar Spekulationen aus, der weltgrößte Handelskonzern könnte die Metro AG schlucken und damit über Nacht Branchenprimus werden. Im Lebensmittelhandel brach eine Preiskampfwelle aus. Nun wirft der Konzern das Handtuch. Deutschland-Chef Michael Duke: »Es wurde zunehmend klarer, dass wir im deutschen Handelsumfeld nicht die Ziele erreichen können, die wir uns gesetzt haben.«
Erst im Mai 2005 hatte sich der französische Handelskonzern Intermarché mit dem Verkauf von Spar und Netto vom umkämpften deutschen Markt zurückgezogen und war auf diese Weise einen Verlustbringer losgeworden. Der deutsche Lebensmittelhandel gilt als besonders umkämpft. Die Discounter haben einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent.
Mit dem neuerlichen Zukauf für Real unterstreicht die Metro, dass sie an der Mönchengladbacher Tochter trotz Problemen festhält. Für 224 Millionen Euro kaufte Metro vor zehn Tagen für Real die polnischen Aktivitäten der französischen SB-Kette Géant. Die Real- und Extra-Märkte hatten der Metro im vergangenen Jahr die Bilanz verhagelt. Auch im ersten Quartal 2006 schrieb die Sparte einen Verlust von 40 Millionen Euro, der Umsatz sank um sechs Prozent.
Metro gab am Freitag gleichzeitig personelle Veränderungen an der Real-Spitze und im Konzernvorstand bekannt. Neuer Real-Chef wird demnach Andreas Riedel (47), bisher Geschäftsführer der T-Punkt Vertriebsorganisation der Deutschen Telekom. Die Position des Real-Chefs war seit einem Jahr unbesetzt. Vorstandsmitglied Stefan Feuerstein (50), vor seinem Wechsel zur Metro Chef der Bielefelder EK Großeinkauf, verlässt den Konzern. Er war als Vorstandsmitglied und für die Neuaufstellung von Real verantwortlich. Neu in den Vorstand der Metro AG rückt Frans Muller auf. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 29.07.2006