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100 Jahre schützen nicht:
Alte Kastanie ist Brennholz

Baum an der Osthusschule fiel aus Sicherheitsgründen


Senne (oh). Viele handliche Holzscheite und ein großer Berg Häckselgut - das ist das traurige Ende der mehr als 100-jährigen Kastanie, die jetzt am Senner Museum Osthusschule der Kettensäge zum Opfer fiel. »Fallen musste«, wie André Möller vom städtischen Umweltbetrieb deutlich macht. Denn der knapp 20 Meter hohe, alte Baum war gesundheitlich schwer geschädigt und wäre über kurz oder lang zu einem Sicherheitsrisiko für die Besucher des Museums an der Friedrichsdorfer Straße 100 geworden.
Es ist dies bereits die vierte alte Kastanie, die innerhalb weniger Jahre auf dem Museumsgelände gefällt werden musste. »Wir haben an der Osthusschule die Verkehrssicherungspflicht Und da viele Schulklassen und sonstige Besuchergruppen in dem Schul- und Heimatmuseum zu Gast sind, können wir hier einfach kein Risiko eingehen", sagt Möller.
Als im vergangenen Jahr die Mitarbeiter der Baumpflegekolonne des Umweltbetriebes feststellten, dass im Kronenbereich dieser Kastanie direkt vor der auf dem Museumsgelände wieder aufgebauten alten Fachwerkschule etliche Äste abgestorben waren, hatte man noch zu retten versucht, was möglicherweise zu retten war: Die Krone wurde lediglich stark zurückgeschnitten. Doch dieser Erhaltungsversuch erwies sich als vergeblich.
Ein Großteil der Äste, die 2005 noch gegrünt hatten, waren jetzt auch abgestorben. Die Krone drohte auseinander zu brechen, und damit war ein zeitnahes Fällen des Baumes unumgänglich.
Um den Museumsbetrieb so wenig wie möglich zu stören, sollte die Aktion noch in den Sommerferien über die Bühne gehen. Zumal die Kastanie nicht einfach gefällt werden konnte. Sie stand einerseits zu dicht an dem Fachwerkgebäude. Und auch zu den anderen Seiten sollte sie nicht stürzen, da dort feste Sitzgruppen beziehungsweise weitere Bäume und Neuanpflanzungen stehen. Die »Hundertjährige« musste deshalb Stück für Stück zerlegt und abgetragen werden.
Für diese Arbeit ließen sich die Mitarbeiter der Abteilung Grünflächen, Sebastian Eweler und Andreas Wilk, per Hubsteiger in luftige Höhen transportieren und trennten zunächst die Äste per Kettensäge ab. Erst, als dass nach Stunden geschehen war, konnte schließlich auch der Stamm Stück für Stück abgetragen werden. Hans Schumacher, Senner Ortsheimatpfleger und als Vorsitzender des Fördervereins Osthusschule auf gewisse Weise »Hausherr« der Osthusschule, beobachtete die komplette Aktion mit Wehmut. Zumal er befürchtet, dass in den nächsten Jahren wohl auch die anderen Kastanien auf dem Gelände unter die Säge kommen. »Der Pilzbefall an einem weiteren Baum ist schon jetzt unübersehbar«, sagt er. »Aber alles Leben ist schließlich endlich - auch das unseres schönen, alten Baumbestandes.«
Baumlos wird das Museumsgelände Osthusschule dennoch nicht bleiben. Schon in den vergangenen Jahren wurden immer wieder Neuanpflanzungen durchgeführt. »Auch für die jetzt gefällte Kastanie wird in der nächsten Pflanzzeit ein neuer Baum als Ersatz gepflanzt«, versichert André Möller.

Artikel vom 31.07.2006