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Bundesliga tritt auf die Bremse:
Personalkosten im Sinkflug

18 Erstligisten drosseln Ausgaben auf 423 Millionen Euro - FC Bayern Primus

Düsseldorf (dpa). Die Fußball-Bundesliga setzt auch nach der berauschenden Weltmeisterschaft den Weg der gemäßigten Haushaltsführung fort. Mit knapp 423 Millionen Euro an Personalkosten für die Lizenzspieler-Abteilungen kalkulieren die 18 Eliteclubs für die in zwei Wochen beginnende Saison 2006/2007 und drücken damit weiter auf die Preisbremse. Das ergab eine Umfrage unter den 18 Vereinen.
Neuer Mann mit Maskottchen: Leverkusen zahlte für Sergej Barbarez keinen Cent Ablöse.

Branchenprimus bleibt der deutsche Meister FC Bayern München mit einem Profi-Etat von mehr als 50 Millionen Euro vor dem »Geldranglisten-Zweiten« FC Schalke 04 (39) sowie dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV (beide 30).
Im Vergleich zum Vorjahr verringerten sich die Personalausgaben der Erstliga-Clubs trotz zu erwartender Rekordeinnahmen beim Ticketverkauf sowie einem Anstieg der Sponsoren- und Fernsehgelder um insgesamt 20 Millionen Euro. Die Reduzierung liegt auch daran, dass die letztjährigen Aufsteiger 1. FC Köln, MSV Duisburg und Eintracht Frankfurt gemeinsam einen höheren Etat hatten als in diesem Jahr der VfL Bochum, Alemannia Aachen und Energie Cottbus.
Nicht nur sportlich sind Werder Bremen und Hamburg den Münchnern auf den Fersen. Auch finanziell haben die Nordrivalen den Abstand auf den Krösus aus dem Süden verringert. Nach großen Investitionen auf dem Transfermarkt erhöhte der HSV den Etat für die Lizenzspieler-Abteilung auf 30 Millionen Euro, Werder auf 28. In der Vorsaison hatte beide Clubs noch 26 Millionen Euro angegeben.
Wie groß die Kluft zwischen Arm und Reich ist, zeigen die Kalkulationen der Aufsteiger Aachen und Cottbus. Mit einem Personalkosten-Etat von jeweils 10 Millionen Euro geben die beiden Finanz-»Schlusslichter« gerade einmal ein Fünftel der Bayern- Summe aus. Unter der 20-Millionen-Euro-Grenze liegen auch der FSV Mainz 05 (12), Arminia Bielefeld, Bochum (beide 13), der 1. FC Nürnberg (14) und Hannover 96 (18).
Nach Jahren der Kostenreduzierung, in denen der Spieleretat halbiert wurde, greift Borussia Dortmund erstmals wieder tiefer in die Tasche. Dank eines neuen Kreditvertrags, dem Rückkauf des Signal Iduna Parks und dem Verkauf eines Aktienpakets kann der einzige börsennotierte Bundesligist für die neue Spielzeit einen Personalaufwand von 28,5 Millionen Euro (Vorjahr 26,5) veranschlagen. »Wir können keinen Gehälter-Etat von 40 Millionen mehr aufstellen«, schränkte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke aber ein.
Neben der Borussia gehören auch Hertha BSC (26,4), Eintracht Frankfurt (ca. 25), der VfL Wolfsburg (25) und Borussia Mönchengladbach (22) dem Etat-Mittelfeld an. Einzig das Finanzgebaren von Bayer Leverkusen ist schwer einzuordnen, die Ausgaben dürften jedoch geschätzte 28 Millionen Euro betragen. »Ich gebe keine Zahlen bekannt«, sagt Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser seit Jahren.
Auch München, Frankfurt und Cottbus scheuen sich davor, konkrete Zahlen zu nennen. Daher mussten bekannte Vergleichswerte aus dem Vorjahr und die Gesamtkalkulation der Clubs für die kommende Saison zu Hilfe gezogen werden. Die Bayern begründeten ihre Zurückhaltung damit, dass »nicht eindeutig sei, was alles unter Personalkosten fällt«. Im vergangenen Jahr bezifferte der Rekordmeister den Lizenzspieler-Etat auf insgesamt 60 Millionen Euro.
Die Schwierigkeit einer Personalkosten-Rangliste liegt darin, dass einige Clubs unterschiedliche Ausgangsposten haben. So sind in der Kalkulation von Mönchengladbach die Kosten für das Regionalliga-Team enthalten, bei Schalke können sich die realen Ausgaben durch Prämienzahlungen verändern. Hannovers Manager Ilja Kaenzig kritisierte, dass nicht alle Clubs mit einer »realistischen Zahl« operieren: »Hier werden immer noch Äpfel mit Birnen verglichen.«
Sicher ist, dass die Bundesliga im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Ligen in England, Italien, Spanien und Frankreich das beste Verhältnis von Lohnkosten und Umsatz hat. Die Studie »Annual Review of Football Finance« der internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft »Deloitte« ermittelte, dass die deutschen Clubs in der Saison 2004/2005 nur 44 Prozent ihrer Umsätze in Löhne und Gehälter investierten und hinsichtlich dieser Kennzahl »das beste Ergebnis in Europa« vorweisen können. Zum Vergleich: In den anderen Ligen lag diese Quote im Durchschnitt bei 62 Prozent.

Artikel vom 04.08.2006