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Gleiches Ziel - verschiedene Wege

Die Bundesliga-Aufsteiger: Alemannia Aachen ist nach 36 Jahren wieder oben

Aachen (dpa). Sie haben ein gemeinsames Ziel, aber sie gehen unterschiedliche Wege. Das Aufsteiger-Trio VfL Bochum, Alemannia Aachen und Energie Cottbus hat für das »Unternehmen Klassenverbleib« in der Fußball-Bundesliga differierende Erfolgsformeln.

Bochum setzt auf erfahrene Neuzugänge, Aachen vertraut dem erfolgreichen Zweitliga-Kader, Cottbus will mit Unbekannten überraschen. Alle drei Clubs eint das Vorhaben, es besser zu machen als der 1. FC Köln und der MSV Duisburg in der Vorsaison: Beide Aufsteiger mussten den sofortigen Gang in Liga 2 antreten.
In Bochum ist dieses unliebsame Phänomen bestens bekannt. Als »Rekordwiederaufsteiger« reparierte das Team von Trainer Marcel Koller in der vergangenen Spielzeit den Betriebsunfall des fünften Abstiegs zum fünften Mal umgehend. »Wir müssen dieses Auf und Ab stoppen«, fordert VfL-Manager Stefan Kuntz. Um endlich keine »Fahrstuhlmannschaft« mehr zu sein, holte der Europameister von 1996 geballte Erfahrung. Die Neuzugänge Christoph Dabrowski, Benjamin Auer, Oliver Schröder, Alexander Bade und Benjamin Lense kommen zusammen auf 371 Erstliga-Partien. Kuntz führt ein weiteres Plus auf: »Da wir ausschließlich deutsche Spieler verpflichtet haben, ist auch ihre Integration wesentlich einfacher zu bewerkstelligen.«
Einen anderen Weg geht Aachens Doppelspitze. Trainer Dieter Hecking und Sportdirektor Jörg Schmadtke schenken dem Team, das nach 36 Jahren Erstliga-Abstinenz den Aufstieg vollendete, das Vertrauen. Die Elf um Kapitän Reiner Plaßhenrich wurde nur punktuell ergänzt. Prominentester Neuzugang ist U 21-Nationalspieler Matthias Lehmann von 1860 München, mit 900 000 Euro teuerster Aachener Einkauf der Club-Historie.
Hecking ist optimistisch, dass die Alemannia - wie das Vorbild Mainz 05 - länger als nur eine Saison in der Beletage bleiben wird: »Uns wird wenig zugetraut. Eine bessere Ausgangsposition gibt es doch gar nicht.« Viel wird davon abhängen, ob sich nach dem Weggang der beiden Galionsfiguren Willi Landgraf und Erik Meijer schnell eine neue Hierarchie herausbildet. Schmadtke tritt vorsorglich auf die Euphoriebremse: »Manche glauben, es geht zu wie bei Alice im Wunderland: Erst der Aufstieg, nächste Saison dann in den UEFA-Cup. Aber so funktioniert es nicht.«
Mit anderen Schwierigkeiten hat Cottbus zu kämpfen. Anders als Bochum und Aachen, die den Aufstieg bereits am 30. Spieltag bejubelten, hatte Energie erst am Saisonende Planungssicherheit für die Eliteliga. Von den sieben Neuzugängen haben nur Marco Küntzel, Jiayi Shao und Gerhard Tremmel bereits Bundesliga-Luft geschnuppert. Bei den weiteren Transfers hoffen die Clubverantwortlichen darauf, dass ein neuer Glücksgriff wie Vasile Miriuta dabei ist. Der Ungar war Garant dafür, dass das erste Cottbuser Bundesliga-Abenteuer (2000 bis 2003) drei Jahre andauerte. Bei Energie hätte man nichts gegen eine Wiederholung des damaligen »Fußball-Märchens«. Mittelfeldspieler Timo Rost gibt die Losung aus: »Das Ziel ist klar. Es kann nur Klassenerhalt heißen.«

Artikel vom 04.08.2006