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Ein teurer Zirkusbesuch: 130 Knöllchen verteilt

Missverständliches Parkplatzschild am Johannisberg sorgt für viel Ärger und Verwirrung


Bielefeld (hz). Werner Biniok (68) besitzt seit 51 Jahren den Führerschein. Mit der Straßenverkehrsordnung und der Bedeutung der Verkehrsschilder kennt sich der Rentner aus Bielefeld aus. Doch am vergangenen Donnerstag war der 68-Jährige erst erstaunt und dann schwer empört: Nach Rückkehr von der Abendvorstellung des Zirkus' »Flic Flac« fanden Biniok und Ehefrau Elisabeth (65) an der Windschutzscheibe ihres VW Sharan ein Knöllchen des Ordnungsamtes über 35 Euro. Beide hatten geglaubt, ihren Pkw auf einem ausgewiesenen Parkplatz abgestellt zu haben.
Statt dessen war auf der Verwarnung »Verbotswidriges Befahren von Anlagen« angegeben. Und damit stand das Ehepaar Biniok am Donnerstagabend nicht alleine da. Man habe auf dem Johannisberg rund ums Zirkuszelt zwischen 120 und 130 Knöllchen ausgestellt, sagte Volker Tannig, Koordinator der städtischen Verkehrsüberwachung ruhender Verkehr. Denn den Eheleuten Biniok war, wie vielen anderen Zirkusbesuchern auch, ein entscheidender Fehler unterlaufen: Sie alle hatten sich offenbar am Parkplatzschild vor dem Zirkuseingang orientiert, auf dem ein Pfeil nach rechts weist. Und rechts vom Eingang befindet sich eine Wiese der Stadt Bielefeld, die, wie Koordinator Tannig betont, eine öffentliche Grünanlage, aber kein Parkplatz ist.
Das Schild vor dem Zirkus meint vielmehr den Platz, auf dem die »Flic Flac«-Artisten zur Zeit ihre Zelte aufgeschlagen haben, stellt der Chef aller Politessen klar. Denn ist das Gelände auf dem Johannisberg frei, kann es von Autofahrern als Abstellfläche genutzt werden.
»Wenn der Parkplatz überhaupt nicht zu nutzen ist, dann hätte man das irreführende Schild samt dem missverständlichen Rechtsabbiegerpfeil mit einer Plastikplane verhängen müssen«, sagt dagegen Rentner Biniok. Außerdem hat sich der 68-Jährige vom Zirkuspersonal sagen lassen, dass der Knöllcheneinsatz des Ordnungsamtes am vergangenen Donnerstag der erste überhaupt gewesen sei, seitdem der Zirkus am 13. Juli seine Pforten geöffnet hat.
Deshalb wird sich der Bielefelder gegen die 35-Euro-Verwarnung wehren. Werner Biniok kündigt Widerspruch gegen das Knöllchen an. Notfalls wolle er den Fall bis vor das Amtsgericht treiben, erklärt der 68-Jährige.

Artikel vom 29.07.2006