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Konsumklima immer besser

Bürger wollen teure Käufe vorziehen

Berlin (Reuters). Die Stimmung der deutschen Verbraucher ist einer Umfrage zufolge weiter gut wie lange nicht mehr. Auch in den kommenden Monaten dürfte ihre Zuversicht Experten zufolge steigen, sich aber 2007 wegen der höheren Mehrwertsteuer deutlich eintrüben.

Das von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte Konsumklima stieg für August um 0,6 auf 8,6 Zähler, teilte die GfK gestern mit. Der Anstieg beruhe allein auf der sehr stark gewachsenen Bereitschaft der Verbraucher, in nächster Zeit langlebige Produkte wie Autos oder Möbel zu kaufen.
Die Anschaffungsneigung habe im Juli den höchsten Stand der seit Anfang der 80-er Jahre laufenden Umfrage erreicht. »Die Zahl überrascht mich. Nach der Euphorie der Fußball-WM habe ich eher mit einem Rückgang gerechnet«, sagte SEB-Volkswirt Klaus Schrüfer.
GfK-Chef Klaus Wübbenhorst schätzt die zusätzliche Nachfrage in diesem Jahr wegen der bevorstehenden Steuererhöhung auf bis zu sechs Milliarden Euro: »Vor allem in den Branchen Textil, Bauwirtschaft und Unterhaltungselektronik wird in den nächsten Monaten verstärkt Geld ausgegeben«, sagte er. Auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos verwies auf die so genannten Vorzieheffekte wegen der Mehrwertsteuer: »Hieraus dürften konjunkturelle Impulse für die Binnenkonjunktur erwachsen.«
Allerdings ist die Zuversicht der Verbraucher nicht ganz ungetrübt: »Immer mehr Verbrauchern mangelt es an Vertrauen in die gesamtwirtschaftliche Entwicklung«, stellen die Nürnberger Marktforscher fest. Die Erwartungen der Verbraucher für die Konjunkturentwicklung trübten sich ein, der Indikator verlor knapp fünf Punkte auf 15,6 Zähler. »Zusätzliche Belastungen wie der Ölpreis und Kosten durch die Gesundheitsreform können die Konjunkturentwicklung im nächsten Jahr gefährden«, sagte Wübbenhorst. Auch mit Blick auf ihre Einkommensentwicklung blieben die Deutschen skeptisch. Der entsprechende Teilindikator stieg im Juli um gut fünf Punkte auf einen Wert von minus 3,8 Zählern.
Für den Pessimismus sind nach GfK-Ansicht vor allem die finanziellen Belastungen aus der bevorstehenden Steuererhöhung, der Gesundheitsreform sowie den gestiegenen Öl- und Benzinpreisen verantwortlich. »Entscheidend für den privaten Verbrauch ist nicht die Entwicklung der Stimmung, sondern des Einkommens. Da sehen wir in diesem Jahr kein Potenzial mehr«, sagt Ralph Solveen von der Commerzbank.
Die GfK befragt monatlich etwa 2000 Menschen und errechnet daraus das Konsumklima für den folgenden Monat.

Artikel vom 28.07.2006