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Teo Otto - Theater fürs Auge

Lippisches Landesmuseum zeigt 63 Bühnenentwürfe und 14 Ölbilder

Von Dietmar Kemper
Detmold (WB). Teo Otto entwarf mehr als 800 Bühnenbilder für namhafte Häuser in aller Welt. Obwohl er bei den Aufführungen immer nur in der fünften Reihe rechts saß, schrieb er Theatergeschichte. Das Lippische Landesmuseum zeigt erstmals in Westfalen von Samstag bis zum 29. Oktober eine Auswahl der Werke: 63 Bühnendekorationen und 14 Ölbilder.
Der Entwurf für das Bühnenbild zu »Catulli«, einer Oper von Carl Orff.

»Teo Otto war kein Handlanger der Regisseure, er stand mit ihnen auf Augenhöhe und inspirierte sie selbst«, lobte der Direktor des Landesmuseums in Detmold, Rainer Springhorn. Der gebürtige Remscheider Teo Otto starb am 9. Juni 1968 im Alter von 64 Jahren in Frankfurt. Ein Herzinfarkt stoppte seinen Fleiß. Tochter Katrin Höhmann erinnerte sich: Selbst im Wohnzimmer habe der Vater abends nach der Theaterarbeit noch gemalt, in Anzug und Krawatte, denn das Umziehen galt ihm als Zeitverschwendung.
Max Frisch, mit dem Otto genauso befreundet war wie mit Friedrich Dürrenmannt, Bertolt Brecht und Gustav Gründgens, nannte den kreativen Kopf einen »Mann der Zauberei«, und der Literaturkritiker Alfred Polgar rühmte Otto als jemanden, »der immer recht nach dem Geist der Stücke ihnen die Szene baute«. Bühnenbilder zu Goethes Faust und zahlreichen Brecht-Inszenierungen hätten den Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit ausgemacht, berichtete die Kunsthistorikerin des Landesmuseums, Vera Scheef. »Mutter Courage« stattete Otto allein sechs Mal aus.
Er lehnte den »Hang zur Monumentalität« im Theater ab, setzte statt dessen auf die »Ästhetik der Einfachheit« und auf das »Einfühlungsvermögen in die Dichtung und in das Geschehen unserer Zeit«. Der Bühnenbildner sei ein Partner der Regisseure und Schauspieler. Am Anfang einer Dekoration hätten Notizen auf Bierdeckeln und Servietten gestanden, erzählte seine Frau Renate Höhmann-Müller. Während er Skizzen anfertigte, den Text des Stücks las und von seinen Schülern Modelle aus Schaumstoff bauen ließ, habe er viel mit Regisseuren gesprochen und Krach mit Bühnenarbeitern ausgehalten.
Theo Otto war Ausstattungsleiter des Preußischen Staatstheaters Berlin und des Züricher Schauspielhauses. An der Kunstakademie in Düsseldorf unterrichtete er von 1958 bis 1964 das Fach Bühnenbild. In seinen letzten Jahren legte Otto den Pinsel kaum noch aus der Hand. Die Ölbilder drehen sich um Musik, Menschen, Konsum und Krieg - »all das, was ihn im Leben bewegt hat«, so seine Frau. Das Landesmuseum (Telefon: 05231/99250) ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und an den Wochenenden von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Artikel vom 28.07.2006