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Wie Königin
Sabine die
Dalbker erlöst

»Langweilig, wenn keiner trifft«


Sabine Schomburg ist neue Schützenkönigin in Dalbke - und wählte sich Ehemann Thomas an ihre Seite. Doch Ehre und Tradition der Dalbker Schützen hingen gestern über Stunden am seidenen Faden. Niemand wollte König werden beim 138. Fest. Das Amschütz-Kleinkalibergewehr im kleinen Pavillon unter dem Adler war zeitweise der einsamste Platz auf dem gesamten Festgelände. »Es ist so schrecklich langweilig, wenn keiner trifft«, kommentierte Max Bornemann (7) die Ladehemmung der Erwachsenen. Was war bloß los mit den sympathischen Grünröcken? »Viele scheuen sich heutzutage vor der Verantwortung«, mutmaßte Vorstandsmitglied Peter van Hekeren. Zwei Machtworte mussten gesprochen werden, um die Gesellschaft vor einem trost- und thronlosen Jahr zu bewahren.
Machtwort Nummer eins ließ Vorsitzender Bodo Güse los. Der war um 13 Uhr mit seiner Geduld am Ende. Er ließ das Bataillon außerplanmäßig antreten und redete seinen Leuten energisch ins Gewissen. »In unserem Schützenlied heißt es "Mann für Mann«, mahnte Güse. Daran sollten alle mal denken, denn darauf käme es jetzt an.
Noch immer »kreiste« der Adler am Himmel. Sabine Schomburg, 38-jährige Zahntechnikerin aus Sennestadt, kam ins Grübeln. »Ich kann überhaupt nicht schießen«, wusste sie, doch irgendwie musste sie es tun - schon für ihren Vater, den ehemaligen Major Jürgen Schlingmann. Der hatte sich jahrzehntelang für die Dalbker Schützen eingesetzt und war im Oktober 2004 im Alter von erst 67 Jahren verstorben. So griff Sabine Schomburg auch ihm zuliebe beherzt zum Gewehr und verpasste dem stolzen Vogel den Todesschuss. Anschließend fielen Apfel, Zepter und Krone wie reife Früchte und das »Happy End« war scheinbar perfekt.
2006, so haben sich die Dalbker vorgenommen, wird nicht so lange gefackelt.

Artikel vom 03.08.2006