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»Xiancai hat sich selbst verletzt«

Chinesischer Bericht über Kritiker

Peking (dpa). Der nach eigenen Angaben fast zu Tode geprügelte und nun gelähmte chinesische Behördenkritiker Fu Xiancai hat sich seinen Zustand nach Polizeiangaben selbst zuzuschreiben.Fu Xiancai ist »außer sich« über den Bericht.


Er sei hingefallen und habe sich dabei verletzt, zitierte der Sohn des Mannes, Fu Bing, gestern aus dem Untersuchungsbericht der örtlichen Sicherheitsbehörden im Kreis Zigui (Provinz Hubei). Andere seien nicht beteiligt gewesen, heißt es darin. Sein Vater sei »außer sich« gewesen, als die Polizei ihm dies am Krankenbett auf der Intensivstation mitteilte.
Der Bauer Fu Xiancai war nach einem kritischen Bericht über den Drei-Schluchten-Staudamm, den die ARD ausgestrahlt hatte, Anfang Juni überfallen und schwer verletzt worden. In dem Interview hatte er sich im Namen vieler Betroffener über eine unzureichende Entschädigung für die Umsiedlung für das größte Wasserkraftwerk der Welt am Jangtse- Strom in Zentralchina beklagt.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights in China (HRIC/New York) äußerte sich »tief beunruhigt« über den Fall. Sie forderte die politisch Verantwortlichen auf, eine neue »transparente und unabhängige« Untersuchung anzuordnen.
Auch die Familie des Bauern will juristisch gegen den Bericht der Polizei vorgehen, kündigte Fu Bing an. »Das kann ich absolut nicht akzeptieren.« Durch die schweren Schläge seien seinem Vater mehrere Rückenwirbel gebrochen worden.
Auch nach dem Untersuchungsbericht der chinesischen Sicherheitsbehörden über Fu Xiancai dringt die Bundesregierung weiter auf eine Aufklärung des Vorfalls.
Von chinesischer Seite habe die Bundesregierung bisher keine offizielle Mitteilung erhalten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die deutsche Botschaft in Peking sei um einen Bericht gebeten worden.

Artikel vom 28.07.2006