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Zaghaft herangetastet

Vorsorge: Selbstuntersuchung im Seminar erlernen

Von Daniela Rahn
Bielefeld (WB). Eine etwas skurrile Situation: 20 Frauen sitzen um einen langen Tisch herum, jede von ihnen eine quadratische Pappschachtel vor sich. In jedem Karton liegt das Tastmodell einer Brust - hergestellt aus Silikon. Ein bisschen Überwindung kostet es schon, das Weichteil aus der Packung zu nehmen und kräftig daran herumzudrücken. Doch anfängliche Berührungsängste weichen schließlich dem Aha-Effekt: Das erste Knötchen ist entdeckt. Und noch mehrere darin »versteckt«.

Was Frauen hier in der Gruppe lernen, ist die richtige Methode der Brustuntersuchung. Und zwar die, die jede Frau einmal monatlich an sich selbst durchführen sollte, um rechtzeitig mögliche Veränderungen entdecken zu können. »Jede zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen«, erklärt Dr. med. Birgit Leibbrand, Ärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie an der Bad Salzufler Salzetalklinik.
Am häufigsten seien Frauen zwischen 45 und 70 Jahren betroffen, doch der Anteil der jüngeren Frauen unter 40 Jahren steige, sagen Mediziner. »Auch wer regelmäßig einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung geht, kann durch die Selbstuntersuchung der Brust einen großen Teil zur Vorsorge beitragen«, betont Leibbrand.
Empfohlen wird die Selbstuntersuchung in den ersten Tagen nach der Monatsblutung. Frauen, die aufgrund der Wechseljahre keine Blutung mehr haben, setzen sich selbst einen Termin, zum Beispiel den 1. jeden Monats.
»Im Prinzip vollzieht sich die Untersuchung mit allen Sinnen. Am wichtigsten ist das, was man sehen und fühlen kann«, sagt Birgit Leibbrand. »Am besten«, erklärt sie, »beginnt man bereits frühmorgens im Bett damit, erst die eine und danach die andere Brust mit allen Fingern der flachen Hand im Uhrzeigersinn zu umkreisen. Die rechte Brust mit der linken Hand und umgekehrt.«
Weiter geht es im Stehen - jetzt am besten vor einem Spiegel. Hier soll noch einmal die Abtastung im Uhrzeigersinn wiederholt werden. Aber auch der optische Eindruck ist wichtig. Gibt es ungewöhnliche Unterschiede der Brüste? Wie sieht es mit der Symmetrie aus? Bemerkt man Hauteinziehungen oder eingezogene Brustwarzen, die sonst nie eingezogen waren? Ungewöhnliche Hautrunzeln (Orangenhaut), Hautrötungen oder gar eitrige Absonderungen aus der Brustwarze? In diesen Fällen ist sicher der Rat eines Gynäkologen gefragt.
Die Fachfrau empfiehlt außerdem, die Tastuntersuchung auf die Achselhöhlen und in den Bereich oberhalb der Brust (in Richtung Dekolletee) auszuweiten. Hier verlaufen die Bruststränge, an denen sich mögliche Knötchen auch selbst ertasten lassen.
Wichtig für den Erfolg der Selbstuntersuchung sind Zeit, Ruhe und Entspannung. »Auf den letzten Drücker oder zwischen Tür und Angel ist die Untersuchung nicht zu empfehlen«, sagt Birgit Leibbrand. Jede Frau müsse in den ersten Monaten zunächst ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich ihre Brust »normalerweise« anfühlt, um später mögliche Veränderungen bemerken zu können.
Weitere Informationen erteilt die Krebsgesellschaft NRW, Vollmerswerther Straße 20, 40221 Düsseldorf. Wer zehn bis 15 interessierte Frauen für ein Seminar gewinnen kann, meldet sich für die weitere Oraganisation unter der Rufnummer (0211) 3 10 74 15.
www.krebsgesellschaft-nrw.de
www.sicher-fuehlen.de

Artikel vom 01.09.2006