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Contergan:
Gericht
stoppt Film

WDR geht in Berufung

Hamburg (dpa). Das Hamburger Landgericht hat am Freitag einen Fernsehfilm des Westdeutschen Rundfunks (WDR) über den Contergan- Skandal gestoppt.

Der Sender wollte ursprünglich im Spätherbst den fiktionalen Zweiteiler »Eine einzige Tablette« ausstrahlen, der die Affäre um das Schlafmittel zum Thema hat. Nach der Einnahme von Contergan hatten Ende der 50er Jahre viele 1000 Frauen missgebildete Kinder zur Welt gebracht. Der Contergan-Hersteller Grünenthal GmbH (Aachen) und ein Anwalt, an dessen Lebensgeschichte sich der Film anlehnt, hatten gegen den WDR und die Kölner Produktionsfirma Zeitsprung geklagt. Sie bekamen in weiten Teilen Recht. Der WDR kündigte jedoch Rechtsmittel gegen die Entscheidung an und will den Film weiterhin zeigen.
Die Kläger sahen durch den Film, den der renommierte Regisseur Adolf Winkelmann (»Die Abfahrer«, »Jede Menge Kohle«) inszenierte, die historischen Tatsachen verdreht. Der WDR äußerte Unverständnis. Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf: »Die Entscheidung ist kein gutes Signal für die fiktionale Aufarbeitung von wichtigen zeitgeschichtlichen Ereignissen unseres Landes.«
Contergan war 1957 in Deutschland auf den Markt gekommen und wurde schwangeren Frauen empfohlen, weil sein Wirkstoff Thalidomid auch die morgendliche Übelkeit linderte. Erst 1960 wurde bekannt, dass Thalidomid beim Embryo zu Fehlbildungen führt. 5000 Kinder waren betroffen.

Artikel vom 29.07.2006