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Wie entwickeln
sich die Preise?

Statistiker beobachten 42 Produkte

Von Marion Trimborn
Wiesbaden (dpa). Bis zur Mehrwertsteuererhöhung dauert es noch fünf Monate, doch schon jetzt setzen manche Händler die Preise für viele Waren hoch. Wie Geschäfte, Werkstätten und Restaurants eifrig umetikettieren, wird von sofort an vom Statistischen Bundesamt genau beobachtet.

Die Statistiker nehmen im Internet alle Preisaufschläge für 42 Produkte von der Autowäsche bis zur Zahnpasta unter die Lupe. Die Fachleute wollen zeigen, ob die Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent zum 1. Januar 2007 den Toaster, die Einbauküche oder das Glas Bier in der Kneipe teurer macht oder nicht.
»Wir haben aus der 'Euro-Teuro-Debatte' gelernt und wollen die Wahrnehmung des Verbrauchers besser berücksichtigen«, sagt Statistiker Timm Behrmann. Nach der Einführung des Euro-Bargeldes Anfang 2002 hatte es von Verbraucherschützern Kritik gehagelt, weil viele Käufer unter Preiserhöhungen stöhnten, während die amtliche Statistik keine Ausschläge zeigte. Grund für die Kluft zwischen »gefühlter« und statistischer Teuerung ist der Warenkorb, der für die Inflation herangezogen wird. Er enthält mehr als 700 Produkte und richtet sich nach dem Umsatz - aber nicht nach der Häufigkeit, mit der Verbraucher das Produkt kaufen und die ihr Preisempfinden prägt. Sprich: der einmalige Autoerwerb kommt stärker zum Ausdruck als der tägliche Brötchen-Kauf.
Der neue Preismonitor geht umgekehrt vor: Er orientiert sich an der Kaufhäufigkeit. So fehlt der Preis für Autos, dafür sind aber die wöchentliche Autowäsche und die Brötchen enthalten. Die Statistiker wachen mit Argusaugen über den Haarschnitt für den Herrn, die chemische Reinigung, die Waschmaschinenreparatur oder das Abschleifen von Parkett. Nicht fehlen dürfen auch Gaststätten, Restaurants und Dienstleister. Die Auto-Reparatur, das Fleischgericht im Restaurant und die Übernachtung mit Frühstück tauchen ebenfalls im Monitor auf. Für die Liste schwirren Monat für Monat Hunderte Preisermittler in 40000 Geschäfte, Restaurants und Werkstätten aus. Sie notieren den Preis, die Größe der Verpackung und die Qualität des Produkts. »Wenn in der Packung weniger Haarshampoo zum gleichen Preis ist, verbuchen wir das als Preiserhöhung«, sagt der Statistiker.
»Wir wollen vor allem die Händler für Preise sensibilisieren«, sagt Christian Fronczak, Sprecher der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. »Mit dieser Liste können Verbraucher Lockangebote, Mondpreise und Mogelpackungen von Handel und Gastgewerbe aufspüren.« Der Verbraucherschützer rät Kunden, sich im Geschäft zu beschweren, wenn die Preise allzu stark von der Statistik abweichen. Seite 4: Kommentar
www.destatis.de/preismonitor

Artikel vom 27.07.2006