28.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Anschluss verwechselt:
5000 Liter Öl ausgelaufen

Der Tankwagenfahrer soll 3000 Euro Geldbuße zahlen

Heepen (hz). Die größte Umweltkatastrophe der vergangenen Jahre in Bielefeld könnte für den Verursacher, einen Tankwagenfahrer, ein glimpfliches Ende nehmen. Das beim Amtsgericht anhängige Strafverfahren gegen den 43-Jährigen soll gegen Zahlung von 3000 Euro eingestellt werden. Grund: Den Fahrer trifft, weil das von ihm belieferte Tanklager völlig marode war, nur eine Mitschuld.

Am 22. November 2005 war es gegen 13 Uhr auf dem Gelände des Sägewerkes Bansmann an der Hillegosser Straße 143 zum verhängnisvollen Unfall gekommen. Tankwagenfahrer Falk A. sollte die Firma mit 9410 Litern Heizöl beliefern, verwechselte jedoch den Anschluss von Öl- und Dieseltank. So wurde der Brennstoff nicht in den Öltank (Fassungsvermögen: 18 000 Liter), sondern in den gut gefüllten, aber nur für 7000 Liter ausgelegten Dieseltank gepumpt.
Tragische Panne am Rande - den Grenzwertgeber, ein automatischer Überlaufschutz, der im Ernstfall die Pumpe des Tankwagens stoppt, hatte der Tankwagenfahrer völlig korrekt am Öltank angeschlossen, während nebenan seine Lieferung aus dem ungesicherten Dieseltank strömte.
Etwa 5000 Liter Öl, so hieß es gestern beim Prozess im Amtsgericht, seien ausgelaufen. Erdreich war verdreckt, auf dem Oldentruper Bach trieb ein Ölfilm bis nach Heepen an die Salzufler Straße - für die Feuerwehr war es der größte Umwelteinsatz seit Jahren.
Das Unglück hatte vom Tankwagenfahrer völlig unbemerkt seinen Lauf genommen. Zwar hielt sich der Mann eigener Aussage vor Gericht zufolge an seinem Fahrzeug auf, doch strömte die ölige Masse - vom 43-Jährigen nicht einsehbar - am anderen Ende des Tanklagers durch das Ziegelgemäuer in die Umwelt. Erst als schließlich vor seinen Augen Öl austrat, war der Fahrer alarmiert.
Jedoch war die Umweltkatastrophe nicht das alleinige Verschulden des 43-Jährigen, stellte gestern Amtsrichter Eckhard Krämer fest. Denn das Tanklager und die vorgeschriebenen Sicherungen seien völlig marode gewesen - unter anderem habe die Überlaufwanne ein Loch gehabt und Risse aufgewiesen. Deshalb setzte Richter Krämer den Prozess gegen den Tankwagenfahrer vorläufig aus und will jetzt die Zustimmung der Staatsanwaltschaft einholen, das Verfahren gegen Zahlung von 3000 Euro Geldstrafe einzustellen.
Doch damit wäre die Sache für den 43-Jährigen aber immer noch nicht ausgestanden. Sein ehemaliger Arbeitgeber, ein Bielefelder Brennstoffhandel, verlangt von ihm wegen des Ölunfalls knapp 66 000 Euro Schadenersatz.

Artikel vom 28.07.2006