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Sonderdividende für Eterna-Verkauf

Aktionäre fordern auf Ahlers-Hauptversammlung in Düsseldorf mehr Ausbildungsplätze

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf/Herford (WB). Die Aktionäre der Ahlers AG können im kommenden Jahr eine Sonderdividende für den Verkauf des Hemdenherstellers Eterna erwarten.

Dies gilt wohl auch für den Fall, dass ein Teil des Erlöses für den Kauf der Boss-Topmarke Baldessarini aufgewendet werden sollte. Zu den Gesprächen über den Erwerb der Marke wollte sich Dr. Stella Ahlers, seit gut einem Jahr in dritter Familiengeneration Chefin des Herforder Spezialisten für Männermode, bei der gstrigen Hauptversammlung der AG in Düsseldorf nicht äußern. Dass solche Gespräche geführt werden, ist allerdings ein offenes Geheimnis. Die Ahlers-Kasse ist durch hohe Gewinnrücklagen und 120 Millionen Euro aus dem Eterna-Verkauf bestens gefüllt. Selbst bezahlt haben die Ostwestfalen vor zehn Jahren 40 Millionen Euro. Zudem flossen in der Zwischenzeit 112 Millionen Euro an Dividende von der Passauer Hemdenfirma. Für das gute Geschäft erhielt der Vorgänger von Stella Ahlers, Karl Galling, getern noch ein Extra-Lob der Aktionäre.
Über die Höhe der Sonderdividende 2007 ließ sich Ahlers nichts entlocken -Êselbst dann nicht, als ein Aktionär die Summe von drei Euro in die Runde warf. Für das Geschäftsjahr 2004/05 (30.11.) erhalten die Inhaber von Stammaktien 0,95 (Vorjahr: 0,90) und von Vorzugspapieren 1,00 (0,95) Euro.
Als wichtige Aufgaben fürs laufende Geschäftsjahr nannte die Vorstandschefin die Fortentwicklung der Marken Otto Kern, Jupiter und Gin Tonic, die alle noch in roten Zahlen stecken. Der Export insbesondere nach Osteuropa soll ausgebaut, der Aufbau von eigenen Shops weiter vorangetrieben werden. Die Vertreterinnen der Aktionärsvereine Heidi Demke (SGK) und Jella Benner-Heinacher (DSW), lobten zwar die unternehmerische Linie, kritisierten jedoch den Umgang von Ahlers mit der Corporate Governance-Richtlinie. Ihr Antrag, sowohl die Nicht-Veröffentlichung der individualisierten Vorstandsgehälter als auch die Beschränkung des Rede- und Fragerechts der Aktionäre abzulehnen, scheiterte jedoch am Willen des Mehrheitsgesellschafters, der Familie Ahlers. Ein einzelner Aktionär, Karl-Alfred Schäfer aus Nordhessen, äußerte sogar Verständnis für die Geheimniskrämerei: »Welcher Aktionär hier möchte schon sein exaktes Einkommen in der Zeitung lesen?«
Dass auch Aktionäre ein soziales Gewissen haben, zeigte die Wortmeldung mehrerer Anteilseigner zum Thema Lehrstellenangebot. Trotz des Hinweises von Ahlers-Vorstand Oliver Galling, vielen Bewerbern fehle die Qualifikation, wurde die Verringerung der Ausbildungsplätze scharf kritisiert. Entschieden betonte Walter Marzius (Wuppertal): »Ein Unternehmen, das so stark ist wie unseres, darf in der heutigen Zeit nicht noch Ausbildungsplätze abbauen.«

Artikel vom 27.07.2006