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Sylt tut Arne Friedrich gut

Eintrag ins Goldene Buch seiner Heimatstadt Bad Oeynhausen

Von Dirk Schuster
Bad Oeynhausen (WB). Die Urlaubsbräune steht ihm ebenso gut wie der Drei-Tage-Bart. Von der Insel Sylt über den Umweg Berlin war Arne Friedrich gestern in seine Heimat Bad Oeynhausen gekommen, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.

»Für mich ist das eine Ehre«, sagte der Fußball-Nationalspieler und Weltmeisterschafts-Dritte. Friedrich präsentierte sich so locker wie er gekleidet war: weiße Sneakers, Leinenhose, rosafarbenes Hemd mit den beiden oberen Knöpfen offen. »Ich fühle mich gut erholt«, sagte der 27-Jährige und hätte sich die Bemerkung sparen können. Die Wirkung des Nordseeklimas stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Nach der harten, »meiner Meinung nach absolut übertriebenen Kritik« (Friedrich) an seinen Leistungen während der WM tat Entspannung Not, auch wenn Familie, Freunde und allen voran seine langjährige Lebensgefährtin Linn (über Hochzeit wurde schon gesprochen) alles taten, um den Abwehrspieler während des Turniers bei Laune zu halten. Friedrich wollte gar nicht verheimlichen, dass ein Teil der Kritik auch berechtigt war. Doch er gab zu: »So etwas hatte ich noch nicht erlebt.«
Sylt kam ihm gerade recht. Weil »meine Freundin an der Uni im Prüfungsstress ist, habe ich die Gunst der Stunde genutzt, um mit meinem alten Schulfreund Christian Brandt zu verreisen«, sagte Friedrich. Auf der Insel fand der Hertha-Profi seine Ruhe, auch wenn erst der Kauf von Sonnenbrille und Baseball-Mütze den Fußball-Promi vor den Stielaugen der anderen Urlaubsgäste schützte.
Morgen geht sein fünftägiger Heimataufenthalt in der Kurstadt Oeynhausen (»Hier sind meine Wurzeln, hier konnte ich nach dem ganzen Trubel runterkommen«) zu Ende. Dann heißt es wieder Abschied nehmen von den Eltern, von der Oma, die er gestern noch besuchte, und von seinen Freunden.
Sonntag steigt er bei Hertha ins Training ein. Wegen der WM darf er etwas später mit der Saisonvorbereitung beginnen. Das hat ihm Trainer Falko Götz gewährt. Seinem Mitspieler Marcelinho dagegen stand ein Sonderurlaub nicht zu. Trotzdem kehrte er erst neun Tage nach dem offiziellen Trainingsbeginn aus seiner Heimat Brasilien nach Berlin zurück.
In seiner Rolle als Mannschaftskapitän ist Friedrich gefordert, sich in den Streit zwischen Marcelinho und Hertha einzubringen. Gestern sagte er: »Irgendwann läuft wegen Marcelinho das Fass auch mal über. Aber ich habe noch nicht mit ihm gesprochen, darum will ich ihn nicht an den Pranger stellen. Zudem schätze ich ihn nicht nur als Fußballer sondern auch als Mensch sehr.« Vielleicht gelingt es Diplomat Friedrich, den Zickenkrieg zwischen der alten Dame und der brasilianischen Diva zu beenden.
Übrigens: Ganz im Gegensatz zu seinem Bünder Nationalmannschaftskollegen David Odonkor verzichtete der zweite WM-Ostwestfale Friedrich auf eine öffentliche Ehrung. »Ich brauchte erstmal Zeit für mich und meine Familie. Die Autogrammstunde für meine Fans in Oeynhausen hole ich nach. Fest versprochen.«

Artikel vom 28.07.2006