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»Die Harmonie hat Tradition«

Arminen wieder in Bielefeld: Montag nächster Test gegen Osnabrück

Walchsee (WB). Als Arminias Profis gestern Mittag die gastlichen Verwöhn-Hotels Residenz und Seehof in Richtung Münchener Flughafen verließen, gab es keinen Blick zurück im Zorn. »Wir haben uns sehr gut aufgehoben gefühlt und alles optimal vorgefunden«, bedankte sich Betreuer Udo Geßler bei der Besitzer-Familie Münsterer.

Vor dem Abschied hatte Trainer Thomas von Heesen allerdings noch einmal auf dem Sportplatz von Walchsee besondere Reize gesetzt. Jung gegen Alt, hieß die letzte schweißtreibende Partie, in der der Spaßfaktor auch nicht zu kurz kam. »Der Ball sollte wieder rollen, nachdem wir Mittwoch mit den Koordinationsübungen und den variablen Pyramidenläufen an die Belastungsgrenze gegangen sind«, meinte Co-Trainer Geideck.
Seine Aufforderung, ein letztes Mal »seriös« ins Training reinzukommen, wurde bereitwillig erhört. Der Diplom-Sportlehrer war mit der Truppe sehr zufrieden: »Diese Harmonie hat bei uns schon Tradition. Die Spieler machen mir die Arbeit leicht, weil sie wissen, dass sie davon profitieren.«
Zum Abschied auf dem Sportplatz war auch der 1. Vorsitzende des SV Walchsee, Andreas Wittlinger, erschienen. Sein Verein habe zwar durch die Präparierung des Platzes und die intensive Pflege enorme Kosten gehabt, dennoch sei Arminia wieder willkommen.
An der Umzäunung hatte derweil Frank Herrmann mit Ehefrau Sabine und den Kindern Meik und Melissa ein selbstgefertigtes Transparent angebracht. »Danke Arminia. Bis zum nächsten Jahr. Euer Fanclub Tirol«, stand darauf geschrieben. »Wir stammen eigentlich aus dem lippischen Oerlinghausen, leben aber seit Mai am Achensee. Jetzt sind wir bemüht, hier in Tirol unseren kleinen Fanclub stetig zu vergrößern.«
»Das war ein überragendes Trainingslager. Wir haben eine tolle Truppe«, befand Neuerwerbung Marcel Ndjeng und stellte fest: »Ich mache mir keine Sorgen, dass, wenn es einmal nicht so richtig läuft, wir interne Probleme bekommen.« Ähnlich äußerte sich der ansonsten ruhige Tobias Rau, der sich freute, »dass ich diesmal gesund geblieben bin«.
Bevor die Bielefelder mit der Einheit am Sonntag Vormittag auf die Zielgerade der Vorbereitung einbiegen, dürfen die Profis zwei freie Tage genießen. »Sonntag lassen wir von der Uni Paderborn eine Blutuntersuchung machen, um festzustellen, ob der eine oder andere Spieler noch eine etwas längere Regenerationsphase braucht«, beschrieb Frank Geideck die nächste Maßnahme. Anschließend treffen sich alle Spieler samt Frauen im VIP-Raum der SchücoArena, um sich beim Brunch näher kennenzulernen.
Montag steht bereits ein weiteres Testspiel in Melle auf dem Programm. Gegner ist ab 19 Uhr Regionalligist VfL Osnabrück. »Vielleicht spielen wir auch noch am Mittwoch gegen einen kleineren Verein«, sagte Saftig.
Er hatte gestern Christian Eigler noch einmal zu Dr. Müller-Wohlfahrt nach München chauffiert und nach der letzten Untersuchung pünktlich zum Flughafen gebracht. Spieler, Trainer und Physiotherapeuten kletterten gegen 16 Uhr in die Maschine nach Paderborn, während Dirk Westerhold den Mannschaftsbus mit dem umfangreichen Gepäck gen Bielefeld steuerte. Sein Eindruck nach zehn Tagen am Walchsee: »Super, besser hätte es nicht laufen können. Jetzt muss die Mannschaft nur noch diese tolle Vorbereitung in den Pflichtspielen umsetzen.«
Der ehemalige DSC-Profis Arne Friedrich hat daran keinen Zweifel. Gestern trug sich der Mannschaftskapitän von Hertha BSC Berlin in das Goldene Buch seiner Heimatstadt Bad Oeynhausen ein (siehe Bericht auf Sportseite 2). Hinterher sagte er, Arminia verdiene höchsten Respekt, weil der Verein der Finanzknappheit und dem ständigen Verlust der Leistungsträger zum Trotz Jahr für Jahr ein schlagkräftiges Team aufbaue. »Ich gehe davon aus, dass Arminia mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird«, sagte Friedrich.
Seinem ehemaligen Berliner Mannschaftskollegen Thorben Marx traut Friedrich zu, sich auf Anhieb bei Arminia durchzusetzen: »Thorben hat ein Riesenpotenzial. Der Tapetenwechsel war fällig, er wird ihm gut tun.« Erst vor wenigen Tagen, sagte Friedrich, habe er mit Marx telefoniert und ihm für dessen Zeit in Bielefeld viel Glück gewünscht.

Artikel vom 28.07.2006