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Werner Esken hat gelöscht,
gerettet und ausgebildet

Verdienter Feuerwehrmann berichtet aus seinem Leben

Brackwede (ptr). »Es ist gut, dass das menschliche Gehirn auf Dauer eher die positiven Erlebnisse behält«, sagt Werner Esken. 40 Jahre lang ist er für die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Ummeln aktiv gewesen, kennt alle Facetten dieser Tätigkeit zwischen Einsätzen, die Leben retten, und solchen, bei denen jede Hilfe zu spät kommt. Einige Erlebnisse ließ der 60-Jährige im Erzählcafé Revue passieren.

Den Einstieg zur Freiwilligen Feuerwehr fand Werner Esken zufällig. Auslöser war die Hochzeit eines Cousins im Schützenhof Friedrichsdorf anno 1965, bei der es nicht nur fröhlich zuging, sondern auch spät wurde. »Damals hat man sich aber kein Taxi für die Rückfahrt gerufen«, erzählt Esken. Vielmehr habe er sich beim Wirt mit zwei Flaschen Bier bewaffnet und sei gemeinsam mit seinen Freunden am frühen Sonntagmorgen nach Hause »gewankt«.
Bei dieser Wanderung habe ihm ein Freund erzählt, schon wenig später, genauer gesagt um acht Uhr, bei der Feuerwehr zum Dienst antreten zu müssen. Ob er nicht Lust habe, mitzukommen. Esken willigte ein und stand wenig später zum ersten Mal im Gerätehaus der FFW Ummeln - vollkommen übernächtigt. Eine Leidenschaft entwickelte sich trotzdem daraus. Schon beim nächsten Dienst 14 Tage später war Esken wieder zur Stelle und nachdem er auf diese Weise ein halbes Jahr lang sein Interesse dokumentiert hatte, stand einer Aufnahmeprüfung nichts mehr im Wege.
Mit 20 Jahren trat Esken der Freiwilligen Feuerwehr bei, konnte so bis zu seiner Verabschiedung aus dem aktiven Dienst stolze 40 Jahre vorweisen. Zahlreiche Anekdoten sind ihm aus dieser Zeit im Gedächtnis geblieben. Zum Beispiel wie sich nach einem gewaltigen Regenguss große Seen auf den Ummelner Straßen bildeten, weil ein Abwasserkanal verstopft war. Während der Abpumparbeiten verschwand ein Hund in den Wassermassen, konnte dank des blitzschnellen Eingreifens eines Feuerwehrmannes jedoch noch lebend geborgen werden. Beim Brand der Brackweder Bartholomäus-Kirche war Esken ebenso dabei wie beim Feuer im Hotel »Zur Mühle«.
Meist schlage der Feuerwehr nach einem Einsatz große Dankbarkeit entgegen: »Da wird die ganze Mannschaft schon mal zu einem Grillfest eingeladen.« Es gebe jedoch auch weniger erfreuliche Zwischenfälle. So habe ein Hausbesitzer, bei dem der Blitz eingeschlagen hatte, die Feuerwehr während des Löscheinsatzes beschuldigt, den Schmuck der Familie gestohlen zu haben. Später stellte sich dann heraus, dass nur das Möbelstück nicht mehr an seinem Platz stand, sondern im Zuge des Einsatzes aus dem Fenster geflogen war. »Der komplette Schmuck war natürlich noch drin«, sagt Esken, der sich über solche Vorfälle noch heute ärgert.
1980 erfolgte der Aufstieg zum Brandmeister und Gruppenführer. Fortan kümmerte sich Esken auch um die Ausbildung der Feuerwehr-Jugend. 1997 stieg er nach einem Zugführerlehrgang in Münster zum Löschabteilungsleiter auf und wurde Hauptbrandmeister. Zwei Jahre später kam das Amt des Bezirkssprechers Süd hinzu. Entsprechend wurde Esken nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst im Januar 2006 für seine Verdienste unmittelbar zum Ehrenbrandinspektor der Freiwilligen Feuerwehr ernannt.
Den Besuchern des Erzählcafés empfahl er: »Rüsten sie ihre Wohnung mit Rauchmeldern aus. Neun von zehn Brandtoten könnten noch leben, wenn sie nicht am falschen Ende gespart hätten.«

Artikel vom 31.07.2006