Drucken
|
Drucken |
|
|
|
||
Hart
am
Ball
Von Klaus Lükewille
Es kam so, wie es befürchtet werden musste. In erster Instanz wurden harte Urteile gesprochen, in der Berufungsverhandlung hieß der Richter »Papa Gnädig«. Aber das reicht den Vereinen noch immer nicht. Sie klagen weiter, sie fordern mehr Nachlass. Warum dann nicht gleich Freispruch für alle?
Amnestie und Amnesie, die Begriffe liegen ja schon rein phonetisch gar nicht weit auseinander. Und sie passen in das Bild, das der italienische Fußball im Sommer 2006 bietet. Immer noch benebelt vom weltmeisterlichen Triumph hätten viele Funktionäre, Trainer, Spieler, Schiedsrichter und Tifosi diese Skandal-Geschichte am liebsten ganz vergessen. War da was?
Also: zuerst die Amnesie, das totale Verdrängen der schmutzigen Betrugs-Vorfälle. Und dann die Amnestie, die sofortige Begnadigung aller Täter.
Das haben sich aber selbst die Italiener nicht getraut. Das wäre der Skandal des Skandals gewesen. Aber es reicht auch so, was da aus Rom gemeldet wird.
WM-Rabatte für alle verwickelten Vereine. Der AC Florenz und Lazio Rom jubeln, sie bleiben erstklassig. Der AC Milan feiert noch lauter, er darf weiter in der Champions League mitmischen. Der reduzierte Punktabzug sichert haarscharf die Teilnahmeberechtigung. Zufall oder richterliche Maßarbeit? Drei Mal darf geraten werden. . .
Nur Juve, die alte Dame, sie jammert immer noch. Turin muss in die zweite Liga. Endgültig. Doch auch hier verkürzten sie die Minuspunkte, erhöhten so die schnelle Wiederaufstiegschance ganz erheblich.
Mafia-Methoden hinter den Fußball-Kulissen, Mafia-Manipulationen im Gericht? Italiens Ruf ist nach den Sprüchen von Rom sicher nicht besser geworden.
Aber in Deutschland sollten wir nicht mit zu spitzen Fingern in Richtung Süden zeigen. Auch hier wurde der »Fall Hoyzer« im Eilverfahren abgeräumt. Und ein gewisser Reiner Calmund, in dubiose Finanzgeschäfte verstrickt, er durfte sogar als WM-Botschafter auftreten.
Artikel vom 27.07.2006