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Nach Jahren Licht am Ende des Tunnels

Hauptbahnhof steht kurz vor der Fertigstellung: Anzeigetafeln, Aufzüge, aber kaum Bänke

Von Burgit Hörttrich
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Fahrscheinautomaten sprechen sechs Sprachen. Auf digitalen Anzeigetafeln erfahren die Fahrgäste, auf welchem Bahnsteig wann welcher Zug wohin fährt - und auch, ob er Verspätung hat. Der Gleiserschießungstunnel macht den Weg zum Neuen Bahnhofsviertel zum Katzensprung. Nach der Rundumsanierung steht der Hauptbahnhof vor der Fertigstellung. Offizielle Einweihung ist am 8. September.

Bis auf den Bahnsteig, an dem die Regionalzüge halten - von dort aus ist der Weg ohne Treppen direkt zur Joseph-Massolle-Straße und zum Lift am Ostwestfalenplatz möglich - sind alle anderen Bahnsteige per Aufzug zu erreichen. Auch der Lift vom unterirdischen Durchgang in die Bahnhofshalle funktioniert. Nur die Rolltreppe tut noch nicht ihren Dienst.
Überall im Empfangsgebäude und auf der Verkehrsstation wird noch gearbeitet - meistens allerdings vergleichsweise Kleinkram. Vergleichsweise vor allem mit den Erschwernissen, die die Fahrgäste seit Jahren hinnehmen mussten. Der Um- und Ausbau des Bielefelder Hauptbahnhofes steht knapp fünf Jahre nach dem ersten Spatenstich vor dem Ende. Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Wittke weiht den Hauptbahnhof am 8. September offiziell ein.
Ursprünglich sollte die Verkehrsstation im Rahmen des Programms »Renaissance der Bahnhöfe« bereits zur Weltausstellung 2000 fertiggestellt sein, aber Planung und Finanzierung harmonierten nicht so recht. Im Oktober 2001 begannen endlich die Arbeiten, die jedoch acht Monate später 2002 um zwei weitere Jahre unterbrochen wurden: Der Generalunternehmer hatte Insolvenz angemeldet, das Projekt musste neu ausgeschrieben werden - und drohte, teurer zu werden.
Erst nach vehementen Protesten der Stadt (und finanziellen Zusagen Bielefeld und auch der Verkehrsverbundes OWL) kam der Umbau wieder in Gang. Und nach Protesten, in den von Verbänden und Institutionen und der Wirtschaft gefordert wurde, die »Visitenkarte der Stadt« wieder präsentabel zu machen. Gesamtkosten: 27 Millionen Euro. Tag für Tag nutzen 40 000 Fahrgäste den Bahnhof, er wird von 350 Nahverkehrs- und 60 Fernzügen angesteuert.
Die Ladenlokale in der Empfangshalle sind alle vermietet; dort finden sich überall Informationstafeln und Fahrpläne. Was fehlt, sind Ruhebänke. Sitzplätze gibt es auf den Bahnsteigen. Und drei Mini-Bänke am Ende des Gleiserschließungstunnels.
Noch nicht eingelöst ist das Versprechen der Deutschen Bahn AG, auch die Ladenlokale an der Bahnhofstraße neu zu bauen. Auch dort wurden ursprünglich hochfliegende Pläne für eine Passage geschmiedet, und den oft langjährigen Mietern hatte man bereits gekündigt.

Artikel vom 29.07.2006