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»Streiken, bis
das Geld stimmt«

3000 Ärzte protestieren in Dortmund

Dortmund (dpa). Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Transparenten haben gestern in Dortmund 3000 Ärzte für höhere Gehälter an kommunalen Krankenhäusern demonstriert.

Nach einem Protestzug durch die Innenstadt versammelten sich die Mediziner am Nachmittag bei hochsommerlicher Hitze zu einer Kundgebung. Nachdem die Arbeitgeber zuvor eine Schlichtung des Tarifkonflikts abgelehnt hatten, kündigte der Bundesvorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB), Frank Ulrich Montgomery, eine Fortsetzung der Streiks an.
»Wir machen weiter, bis wir ein vernünftiges Angebot bekommen«, sagte Montgomery unter dem Beifall der demonstrierenden Ärzte. Die unterste Grenze für einen Tarifabschluss sei der für Unikliniken und Landeskrankenhäuser ausgehandelte Kompromiss. »Die Arbeitgeber sollten die Entschlossenheit der Ärzte nicht unterschätzen«, bekräftigte der MB-Landesvorsitzende für Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Rudolf Henke. »Wir sind Schichtdienst gewöhnt«, notfalls streike man auch im Schichtdienst.
»Vom Traumjob zum Jobtrauma«, »Nachts machen wir es umsonst« oder »Meine Kinder sagen Onkel zu mir«, so lauteten die Aufschriften auf den Transparenten der Protestierenden. Sie kamen nach Angaben des Marburger Bundes von 50 Kliniken, beispielsweise aus Bielefeld, Herford, Minden, Bremen oder Ludwigshafen.
Montgomery sagte, beide Seiten seien sich weitgehend einig bei der Arbeitszeit und bei den Arbeitsbedingungen für die 70 000 Ärzte an den 700 Kreiskrankenhäusern und städtischen Kliniken. »Jetzt muss aber noch das Geld stimmen«, fügte der Gewerkschaftschef hinzu.
Auch der Verhandlungsführer des Verbandes der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Otto Foit, sagte, es gehe nur noch um das Geld. Eine Schlichtung sei für die Arbeitgeber keine Alternative, da sie mit ihrem jüngsten Angebot die äußerste Belastungsgrenze erreicht hätten, sagte er in Frankfurt/Main. Die Ärztegewerkschaft müsse sich an dem orientieren, was in einem Krankenhaus machbar sei.
Die Verhandlungen waren vor einer Woche in Düsseldorf abgebrochen worden. Die Arbeitgeber hatten nach eigener Berechnung eine Einkommensverbesserung um zehn Prozent angeboten. Der Marburger Bund lehnte dies als Mogelpackung ab, weil gleichzeitig das Weihnachtsgeld gekürzt und die Wochenarbeitszeit verlängert würden.

Artikel vom 26.07.2006