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Wandern auf Gran Canaria
Die Insel bietet Naturfreunden ganzjährig angenehme T-Shirt-Temperaturen
Harzgeruch steigt in die Nase und milde Frühlingstemperaturen beflügeln die Schritte in der vulkanischen Landschaft. Während in heimischen Gefilden noch Kälte herrscht, stapft bei strahlender Sonne die kleine Wandergruppe auf dem Camino Real, dem alten, restaurierten Königs- und Handelsweg auf Gran Canaria, bergauf.
Dickblattgewächse und Kiefern säumen den Aufstieg zum Pass Cruz Grande, der beachtliche 1228 Meter hoch ist. Über einen Bergrücken windet sich der Weg leicht abwärts zum Stausee Embalse de Chira. Um die Tour abzukürzen, biegt Bergwanderführer Werner auf einen kleinen Jägerpfad ab. Die Tour durch unwegsames Gelände endet in Los Cercados de Araña auf der Terrasse der Bar Vista Alege. Ziegenkäse als Vorspeise, danach »Papas Arrugadas«, in ziemlich viel Salz gekochte Kartoffeln, die ganz schrumplig sind, aber köstlich schmecken. Mojo, die scharfe, rote Soße passt vorzüglich dazu.
Busfahrer Nikolas bringt die Gruppe zur Küste nach Azouleyos. Neben der Straße stehen Kakteen, die Nikolas kunstvoll schält. Die stacheligen Früchte schmecken herrlich. Nach einem Bummel durch das historische Fischerdorf Puerto de Mogán, mit seinen farbigen Häusern und seiner alten Windmühle, geht es wieder ins Hotel.
Im Dorf San Pedro startet die nächste Wanderung. Der Pilgerweg »Camino de Los Romeros« schraubt sich in Serpentinen steil aufwärts und wieder verwöhnen T-Shirt-Temperaturen. Hellgrüne Tabaiba - Minidrachenbäume - bringen etwas Farbe in die schwarze Vulkanlandschaft, in der viele Höhlen zu sehen sind. Nach fast zwei Stunden strammen Aufstiegs ist der Übergang am Roque Bermeyo mit einem alten Dreschplatz erreicht. Weiter führt der schmale Hirtenweg durch terrassierte Felder. Der Weg ist mühsam zu finden, eine Beschilderung gibt es nicht. Gut, dass sich Werner auskennt.
Das Ziel ist die zerklüftete Westküste mit Ausblick auf den bizarr erstarrten Lavaschlot - Dedo de Dios - dem Finger Gottes. Ein Steinmännchen an der Straße markiert den Abstieg zum Strand mit schwarzem Vulkansand des Playa de Guayedra. Schnell die Wanderkleidung mit der Badehose und dem Bikini getauscht und nichts wie rein in die hohen Wellen des Atlantiks. Nach einem ausgedehnten Bad holt Nikolas die Truppe ab.
Die wohl schönste Wanderung führt zum Roque Nublo, dem 1813 Meter hohen Wahrzeichen der Insel. Um zum Plateau zu kommen, wählt Werner einen versteckten, einsamen Ziegenweg. Die letzten Schritte zum Gipfel des Roque Nublo führen auf ein paar in den Felsen gehauenen Stufen zu einer gewaltigen Hochebene mit zwei mächtigen Basaltfelsen.
Von dem Platz geht eine besondere, fast mystische Ausstrahlung aus. Der Legende nach soll er den Ureinwohnern als Kultplatz für Acorán, ihren höchsten Gott, gedient haben.
»Pause heißt nicht Wurzeln schlagen«, mahnt Werner nach einer ausgiebigen Mittagsrast zum Abstieg auf dem gut ausgebauten Camino Real. Agaven mit ihren Blüten, die so hoch sind wie Bäume, kennzeichnen die exotische Natur. Wie Kerzenständer stehen die kaktusähnlichen Euphorbien, die zu den Wolfsmilchgewächsen gehören.
Vom Cruz Grande sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Hotel. Wie jeden Nachmittag nach den Wanderungen ist Relaxen am Pool angesagt. In der Wellness- und Fitnessanlage werden die Muskeln für die nächste Wanderung wieder flott gemacht. Gabi Dräger
www.dav-summit-club.de
www.Grancanaria.com/natur

Artikel vom 29.07.2006